© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/18 / 10. August 2018

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Das Pew Research Center stellte in einer Studie fest, daß die religiöse Freiheit in den letzten Jahren immer stärker bedroht wurde. Dabei unterscheidet man zwischen staatlicher Repression und gesellschaftlicher Repression. Von den 25 Ländern, in denen es eine massive staatliche Repression gibt, sind 20 muslimisch, vier atheistisch und eines christlich geprägt; von den neun Ländern, in denen es eine ausgesprochene gesellschaftliche Repression gibt, sind fünf muslimisch, eines hinduistisch, eines christlich und eines jüdisch geprägt.

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Der Antirassismus hat mit dem Rassismus zweierlei gemein: den Mangel an gedanklicher Präzision und die polemische Ausrichtung.

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Gute Nachricht: Die österreichische Außenministerin Karin 

Kneissl hat am 4. Juli Jean Raspail zu seinem 93. Geburtstag gratuliert. Sie hob auch die Bedeutung des neuen Vorworts zum „Heerlager der Heiligen“ hervor, in dem Raspail die fatale Rolle der Xenophilie und die daraus resultierende Macht des „Big Other“ analysierte.

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Schlechte Nachricht: Monsignore Raffaele Nogaro, emeritierter Bischof von Caserta, und einer der schärfsten Kritiker der Antimigrationspolitik der italienischen Regierung, erklärte, daß er als Mann des Glaubens bereit sei, Kirchen in Moscheen umzuwandeln, wenn das erlaube, das Leben von Männern und Frauen, Armen und Unglücklichen zu retten.

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Manche Menschen entwickeln sich, wenige entfalten sich, die meisten entpuppen sich.

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Von den 577 Abgeordneten der französischen Nationalversammlung waren lediglich 119 anwesend, die am 12. Juli einstimmig beschlossen, das Wort „Rasse“ aus der Verfassung zu tilgen, in der es zukünftig nicht mehr heißen wird, daß eine Diskriminierung aufgrund „der Rasse, der Herkunft oder der Religion“ verboten sei, sondern nur noch, daß eine Zurücksetzung im Hinblick auf „Herkunft oder Religion“ zu unterbleiben habe. Dieser Schritt ist das Ergebnis einer zähen Beeinflussung der öffentlichen Meinung dahingehend, daß von „Rassen“ keine Rede sein könne, daß vielmehr schon die Verwendung des Begriffs „rassistisch“ sei. Ganz wohl ist den Befürwortern dieser Auffassung allerdings nicht mehr. Le Monde brachte am Tag vor dem Parlamentsbeschluß in seiner Beilage „Wissenschaft und Medizin“ einen dreiseitigen Text über die Debatte, die das Buch „How We Got Here?“ des amerikanischen Genetikers David Reich (Jf 31-32/18) ausgelöst hat. Reich vertritt einen differenzierten Rassenbegriff auf der Grundlage neuester Forschungen. Obwohl man die von Reich dargelegten biologischen Fakten nicht offen leugnen kann, hält man daran fest, daß „Rasse“ ein „soziales Konstrukt“ (Catherine Mary) sei und fordert eine „präzise Pädagogik“ (Claude-Olivier Doron) vor allem im Hinblick auf Netzpublikationen, um die Erkenntnisse der Genetik, wenn sie schon in der Welt sind, nicht in falsche Hände geraten zu lassen.

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Bildungsbericht in loser Folge

CXVII: Es gibt Untersuchungen, aus denen hervorgehen soll, daß Lehrer Schüler mit ausländisch klingenden Namen schlechter beurteilen. Es gibt keine Untersuchungen darüber, daß Lehrer Schülern mit ausländisch klingenden Namen „Gnadennoten“ erteilen, sie bei Prüfungen „durchheben“ oder von der Bewertung ihrer Minderleistungen absehen, um nicht als Fremdenfeind, „Fascho“, „Nazi“ zu gelten oder aus Angst vor handfester Vergeltung.

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„Als eine Epoche der Kulturfinsternis wird die Geschichte mit einem Zeitabstand jede Kulturepoche bezeichnen, in der die Kultur inhaltlich und meinungsmäßig mit nur einer Stimme, einem Tenor sprechen durfte, in der ihr Antlitz durch die Einseitigkeit der Meinungen bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und das Ergebnis einer politischen Ordnung und der davon abgeleiteten Kulturpolitik wurde.“ (Antonin Jaroslav Liehm auf dem Kongreß des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes, 1967)

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Der Afrikanist Stephen Smith hat in einem Interview die Auffassung vertreten, daß die „Afrikanisierung“ Europas unvermeidbar ist. Wesentliche Ursachen dafür sind nicht nur die extrem hohen Geburtenraten auf dem Schwarzen Kontinent, sondern auch die unerwarteten Nebenfolgen einer mehr oder weniger kontrollierten Migration. Die werde, folgt man Smith, dazu führen, daß innerhalb Europas afrikanische Kolonien entstehen. Da die Ausgewanderten mit Hilfe der Sozialen Medien ununterbrochen Kontakt zur Heimat hielten, fehle jede Notwendigkeit, sich anzupassen und einzugliedern. Weiter führe der Geldfluß, der von den Migranten nach Hause geleitet werde, keineswegs zu einer Stabilisierung vor Ort, sondern zu neuen Ungleichheiten und wachsendem Neid derjenigen, die keinen reichen Onkel in Europa haben. Was die Anziehungskraft der alten Welt noch einmal erhöhe und zu weiteren Auswandererwellen führe.


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 24. August in der JF-Ausgabe 35/18.