© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

Feministisches Geschwätz
Belletristik: In einem soeben erschienenen Roman dürfen Frauen nur hundert Wörter am Tag sprechen
Richard Stoltz

Neuer schwachsinniger Höhepunkt aus der Feministinnen-Szene: Die studierte amerikanische Sprachforscherin und Autorin Christina Dalcher erzählt in ihrem soeben bei S. Fischer erschienenen Debütroman „Vox“, einer sogenannten Dystopie, wie in den USA demnächst alle Frauen dazu gezwungen werden, am Tag nur eine bestimmte Summe von Wörtern zu sprechen. Sie müssen alle eine Art Armbanduhr tragen, welche alles, was sie sagen, aufzeichnet und die gesprochenen Wörter genau zählt. Übertreten sie die Grenze von einhundert Wörtern, warten drakonische Strafen auf sie. Eigens von den Hausverwaltern eingestellte männliche Kontrolleure verprügeln sie, stellen sie öffentlich an den Pranger. Es ist ein Graus. 

Wohlgemerkt. es handelt sich bei „Vox“ nicht um eine sarkastische Humoreske, sondern um eine Dystopie. Dystopien sind jene Form des Science-fiction-Romans, die nicht mehr in einer fernen oder gar rein fiktiv gemeinten Zukunft spielen, sondern beanspruchen, „aktuell“ zu sein, gegenwärtige Tendenzen lediglich literarisch anzuschärfen, indem man sie in die unmittelbare Zukunft verlegt. Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ ist eine solche Dystopie – und wurde zum Weltbestseller.

Frau Dalchers „Vox“ dürfte weniger erfolgreich sein. Die rechthaberische Penetranz ihres Buches ging sogar der linken Berliner taz gegen den Strich, obwohl sie den Text im übrigen als „spannend“ rühmte und darin ein„feministisches Aufbegehren“ am Werke sah. Normale Leser werden das Opus wohl schon nach wenigen Seiten kopfschüttelnd entsorgen.

Wie kommt eine Autorin dazu, sich so etwas auszudenken? Gehört sie etwa zur Gattung der Blindschwätzer, denen das Wort wie Bitterwasser von den Lippen tropft und die  jedem auf die Nerven gehen. „Ein geschwätziger Mund verdirbt alles“, stöhnte schon Karl der Große. Und dabei kannte er Christina Dalcher gar nicht!