© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

Revisionistisch, aber unwiderlegt
Bavendamms Werk über Roosevelt neu aufgelegt
Manfred Backerra

Dirk Bavendamms Werk „Roosevelts Weg zum Krieg“ von 1983 stand quer zum herrschenden Geschichtsbild über die Entstehung des Zweiten Weltkrieges; da steht es nach 35 Jahren immer noch, zwar gern als „revisionistisch“ verdammt, aber in der Sache nicht widerlegt. 

Das pralle, mit unzähligen Belegen und wichtigen Dokumenten versehene Buch erscheint in zweiter Auflage als Erinnerung daran, wie die USA einen Weltkrieg forcierten, um – gemäß dem neuen Buchtitel – nicht nur den deutschen Diktator zu stürzen, sondern nach der Weltmacht zu greifen.

Der promovierte Historiker und einstige Redakteur und Korrespondent von Zeit, Welt und Süddeutscher wollte wissen, warum England und Frankreich Deutschland nach dessen Einmarsch in Polen den Krieg erklärten, obschon dadurch der reine Regionalkonflikt zum Weltenbrand werden mußte. Dokumente im britischen Staatsarchiv zeigten, daß Roosevelt schon lange vor Kriegbeginn die bis zur Münchner Konferenz 1938 den Weg des Appeasement gegenüber der deutschen Revisionspolitik des Versailler Vertrages verfolgenden Regierungen in London und Paris massiv unter Druck gesetzt hatte – bereits 1938 sollte Hitler gestürzt werden, notfalls mit Krieg. Sein Ziel: die „One World“ unter US-Führung. 

„Gangster-Nationen“ wie die Achsenmächte Italien und Japan und natürlich der „Weltfeind Nummer eins“ Deutschland sollten zunächst mit Wirtschaftssanktionen ausgeschaltet werden. Der deutsch-polnische Konflikt bot noch bessere Chancen. Obschon Roosevelt den für Polen tödlichen Hitler-Stalin-Pakt kannte, bestärkte er 1939 Warschau in seiner starren Haltung und unterstützte bis 1941 England trotz offizieller Neutralität.

Stefan Scheil, mit seinen Büchern über die Außenpolitik vor und während des Zweiten Weltkrieges ein Prominenter der jüngeren deutschen Historikergeneration, die gemäß Ranke vorurteilsfrei danach suchen, „wie es eigentlich gewesen“ ist, wartet in seiner Einführung zusätzlich mit einigen neuen Erkenntnissen auf, die uns noch heute, mehr als siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, nachdenklich stimmen müßten. 

Dirk Bavendamm: Amerikas Griff nach der Weltmacht. Roosevelt, Hitler und der Weg in den Zweiten Weltkrieg. Druffel & Vowinckel Verlag, Gilching 2018, gebunden, 598 Seiten, Abbildungen, 29,80 Euro