© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/18 / 31. August 2018

Umwelt
Wein und Oliven
Volker Kempf

Zwei Dinge fallen auf der mehrheitlich zu Kroatien gehörenden Adria-Halbinsel Istrien sofort auf: Da sind die zweisprachigen Ortsschilder, die der nach 1954 verbliebenen italienischen Minderheit Rechnung tragen. Ungewöhnlich ist auch der rotbraune Boden, auf dem Reben für den leicht bitteren Malvazija-Weißwein und den roten Teran wachsen. Weinbau wird intensiv betrieben und prägt das Landschaftsbild. Der Streit zwischen Slowenien und Kroatien um den Namen Teran für Wein aus der Refosco-Rebe beschäftigte sogar die EU-Kommisssion.Weniger bekannt ist, daß auch schätzungsweise 1,6 Millionen Olivenbäume hier bestens gedeihen. Zum dritten Mal in Folge ist Istrien in diesem Jahr von der italienischen „Ölbibel“ Flos Olei zur besten Olivenregion der Welt gekürt worden. Dabei soll es vor 20 Jahren hier nur 100.000 Olivenbäume gegeben haben.

Das Meer sorgt für ausgeglichene Temperaturen ohne Extreme im Sommer wie Winter.

Nach 1990 und dem Ende des Sozialismus blühten die regionalen Olivenanbaugebiete auf, die mit Klein-, Groß- und Terrassenplantagen das Landschaftsbild ebenfalls prägen. Klima und Boden sind auf dem jugoslawienkriegsverschonten Istrien ideal, was schon die Römer wußten. Das Meer sorgt für ausgeglichene Temperaturen ohne Extreme im Sommer wie Winter. Kompromißlos wird auf Sortenreinheit für kaltgepreßtes Öl geachtet. Die Herrscher wechselten oft und hinterließen auch kulinarisch Spuren. Palatschinken und Apfelstrudel wird viel angeboten, was an die k.u.k. Einflüsse erinnert. Geblieben ist, was schmeckt und die Natur hergibt, verfeinert bis zur Perfektion. Bei alledem kommt die Natur dennoch nicht zu kurz. Das Innenland ist dünn besiedelt. Die südliche Spitze der Halbinsel besteht aus dem Naturschutzgebiet Kap Kamenjak (Capo Promontore), das über eine einzigartige Flora und Fauna verfügt.