© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/18 / 07. September 2018

Die Liederbuchaffäre verpufft
Österreich: Der Skandal um ein zerfleddertes altes Kommersbuch sollte die FPÖ schwächen / Nun stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein
Verena Rosenkranz

Er war auf dem besten Weg in eines der politischen Spitzenämter in Niederösterreich. Dem 32jährigen Udo Landbauer wurden gute Chancen auf ein  Spitzenergebnis bei der Landtagswahl in seinem Heimatbundesland zu Anfang des Jahres eingeräumt. Bis wenige Tage vor der Wahl ein inszenierter Skandal über die Freiheitlichen schwappte und besonders den Spitzenkandidaten betraf. 

Als Mitglied der Schülerverbindung Germania zu Wiener Neustadt stand er in der Schußlinie der Medien, zuvorderst des linken Falter, der ein dort aufgefundenes Liederbuch mit verwerflichen Textzeilen auszuschlachten versuchte (JF 6/18). 

In einer Art Flucht nach vorn trat der ehemalige Schüler des Militärrealgymnasiums in Neustadt aus seinem Lebensbund aus und bot negativer Berichterstattung damit noch mehr Angriffsfläche. Suspendierte sich der Verdächtige aus den eigenen Reihen selber, müsse doch an dem Skandal irgendwas dran sein, mutmaßten Eiferer und Medien. 

Anstatt die Ermittlungsergebnisse abzuwarten, beugte er sich dem Druck und legte wenige Tage nach der dennoch erfolgreichen Wahl in Niederösterreich alle seine Ämter und politischen Funktionen nieder. Genauso wie das ihm zugedachte Amt als Landesrat.

Gottfried Waldhäusl besetzte nun die ihm zugedachte Position und wurde Landesrat für die Ressorts Tierschutz, Gemeindeärzte, Asyl und Mindestsicherung. Mit verhaltenem Applaus aus der Bevölkerung. Der mit 41.000 Vorzugsstimmen gewählte Udo Landbauer wäre der eigentliche Favorit für dieses Amt gewesen. Nun sollte er allerdings auf anderen Wegen seine Rückkehr feiern. Die Untersuchungsergebnisse in der Causa „Liederbuch“ blieben nämlich gänzlich hinter der Erwartung der FPÖ-Gegner zurück und wurden eingestellt. Sowohl die pennale Burschenschaft als auch Udo Landbauer wurden von den Anschuldigungen reingewaschen. 

Kurz nach der Ergebnisverkündung sprach sich auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) im ORF-Sommergespräch für eine Rückkehr des nun „voll rehabilitierten“ Landbauer aus. Weil die amtierende Landesvorsitzende Johanna Mikl-Leitner von der ÖVP jedoch bereits vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Wiener Neustädter Stadtrat ausgeschlossen hatte, wird er nun überraschenderweise geschäftsführender Klubobmann werden. Die Arbeit teilt sich Landbauer mit dem Fraktionschef Martin Huber, so wie auch Dienstwagen und Gehalt. 

Das benötigte Landtagsmandat erhält er von seinem persönlichen Freund Michael Schnedlitz, der ihm nach der Wahl zu Jahresbeginn nachgerückt war. Dieser verzichtete als einziger freiwillig auf sein Amt zugunsten Landbauers. „Die Rolle des Landesrates stand gar nicht zur Debatte. Waldhäusl macht in dieser Position einen hervorragenden Job“, äußerte sich Landbauer in Hinblick auf seine Rückkehr gegenüber den Medien.