© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Aufgeschnappt
Vertrauen und Fakenews
Matthias Bäkermann

Obwohl schlechte Nachrichten im Journalismus oft zum Geschäft gehören, stöhnt die Branche jedes Quartal laut auf, wenn die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) ihre Hiobsbotschaften über teils drastische Auflagenrückgänge veröffentlicht.

Um so dankbarer greift der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) auf jede positive Meldung zurück, zum Beispiel auf die jüngste „repräsentative Umfrage“ des „Eurobarometer“ der Europäischen Kommission. Wie vergangene Woche der VDZ in seinem Blog stolz verkündet, stehe es um das „Vertrauen in Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland“ prima, 2017 wurde gar ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. Allen bockbeinigen Rechtspopulisten mit ihren „Lügenpresse“-Vorwürfen zum Trotz wiesen die EU-Demoskopen nach, daß gerade nach dem Flüchtlingskrisejahr 2015 das Leservertrauen zur Presse drastisch gestiegen sei, von 46 auf 56 Prozent. Dumm ist allerdings, daß die Quelle, die auch EU-Institutionen regelmäßig Bestnoten ausstellt, in keinem allzu guten Licht steht. So urteilte 2016 das „Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung“ über das EU-Umfrageinstitut vernichtend, daß dieses „die Grenze zwischen seriöser Demoskopie und interessengeleiteter Propaganda verwische“.