© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Neue Anzeichen für ein Ende des Dollar-Monopols im Ölhandel
Grobschlächtig und erfolglos
Thomas Fasbender

Im Konflikt mit seinen eurasischen Rivalen zieht Donald Trump zunehmend andere Saiten auf. Zunächst kam der angekündigte Handelskrieg mit China ins Rollen. Die US-Sanktionen gegen den Iran wurden wieder in Kraft gesetzt und diejenigen gegen Rußland deutlich verschärft. Wahrscheinlich werden bald Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar, die Hälfte der chinesischen Exporte in die USA, mit Strafzöllen von 25 Prozent belegt sein. China, das jährlich aus den USA nur für 129 Milliarden importiert, wäre dann nicht mehr in der Lage, es den Amerikanern in gleicher Münze heimzuzahlen.

Die derzeit schärfsten US-Waffen sind die Herrschaft über die internationalen Finanzsysteme und die Bedeutung des Dollars als Welthandelswährung. Fieberhaft arbeitet man in Rußland und China an Alternativen zum westlich dominierten Swift-System, das den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr regelt. Immerhin haben die Chinesen es geschafft, daß inzwischen jeder siebte Kontrakt am Shanghaier Terminmarkt in der Landeswährung Renminbi abgeschlossen wird. Für China als größten Ölimporteur der Welt besitzt die Unabhängigkeit von der fremden Währung höchste Priorität.

Gelingt es den Chinesen, einen Renminbi-Leitpreis für Erdöl zu etablieren, profitieren davon alle Staaten, die mit den USA im Clinch liegen. Das gilt vor allem für den Iran. Von den westlichen Banken – und damit vom Dollar – ist das Land faktisch abgeschnitten. Je eher ein alternatives, nicht auf den Dollar angewiesenes Banken- und Handelssystem entsteht, desto nachhaltiger sind die Chancen Teherans, den eigenen politischen Weg weiterzugehen.

Auch Indien ist an einem Ende des Dollar-Monopols im Ölhandel interessiert. Zwar werben die USA intensiv um die Gunst der Inder als asiatisches Gegengewicht zu China – und Neu-Delhi hat sich den USA gegenüber geöffnet –, doch die guten Beziehungen zu Iran und Rußland sind für Indien von mindestens gleicher Bedeutung. Mit beiden Ländern arbeitet Indien seit 2002 an der Umsetzung des Nord-Süd-Korridors, einer Konkurrenz zur chinesischen Neuen Seidenstraße (JF 44/16).

Die Stabilität des Irans ist ein Kernstück indischer Geopolitik. Der Import iranischen Öls ist auch ein bewußtes Zeichen der Unabhängigkeit. Quer durch Eurasien haben die USA massiv an Autorität eingebüßt; die Washingtoner Politik gilt als grobschlächtig und vor allem erfolglos. Daß inzwischen auch die Afghanistan-Operation vor dem Scheitern steht, ist dem Vertrauen nicht eben zuträglich. Aus US-Sicht ist das harte Vorgehen ein Lackmustest. Zeigen die Handels- und Finanzsanktionen Wirkung, dann ist die Welt noch in Ordnung. Wenn der Iran es dagegen schafft, sein Öl am Dollar vorbei nach China oder Indien zu verkaufen, ist das Monopol wenn nicht gebrochen, so doch angeknackst. Washington will es wohl jetzt einfach wissen.