© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Letztes Aufleuchten vor der „Abokalypse“
Die Jugend im Blick: Das „Neue Deutschland“ startet Online-Magazin Supernova
Ronald Berthold

Es ist eine Selbstbeschreibung, die genausogut auf die öffentlich-rechtlichen Sender zutreffen könnte: „Journalismus mit Haltung, weil Objektivität in Wahrheit eine Fiktion ist. Wir sind parteilich.“ Aber Supernova meint, darin ein Alleinstellungsmerkmal gefunden zu haben. Die Macher des neuen Jugend-Online-Magazins für linken Lifestyle des vom finanziellen Kollaps bedrohten Neuen Deutschland gehen angeblich mit „Mut“ an ihr Projekt.

Allerdings klingt eher Verzweiflung aus den Worten der Journalisten. Da heißt es im Editorial: „Wir wissen manchmal auch nicht, wie wir unsere Miete bezahlen sollen.“ Und offenbar ist die Redaktion schon kurz nach dem Start von einer tiefen Depression befallen: „Die Lage ist ziemlich beschissen. Die Rechten sind weltweit auf dem Vormarsch, europäische Grenzen bedeuten für viele Elend oder Tod, die europäische Austeritätspolitik treibt Millionen in bittere Armut. Und auch vor der eigenen Haustür sieht es nicht besser aus: Unterkünfte Geflüchteter brennen und Menschen werden gejagt, weil sie aussehen wie sie aussehen.“

Wer mit solch einer pessimistischen Einstellung an den Start eines Mediums geht, kann eigentlich nur scheitern. Und so sind die bisher nur drei Geschichten auch noch handwerklich schlecht gemacht. Das Aufmacherfoto zum Start am 5. September zeigt ein Bild von drei Vermummten, die Fahnen der „Antifaschistischen Aktion“ schwenken. Der Beitrag dazu trägt die Überschrift: „Verklärte Realität und der Alltag von Antifas in Chemnitz“. Der Text liest sich dann wie das Klagelied aus einer Schülerzeitung. In Chemnitz sei alles furchtbar schlimm, vor allem liefen da so viele Rechte rum. Kurzum: „Antifa sein heißt hier vor allem: einstecken können.“

Ein zweiter Artikel beschreibt einen ghanaischen DJ, der gegen Sexismus kämpft, und der dritte Text ist das erwähnte Selbstportrait. Darin heißt es: „Klar, machen wir uns große Sorgen, aber wir lassen uns den Mut nicht nehmen, gegen Menschenfeinde und Haß aufzustehen.“

Wer Supernova liest und es gut mit linkem Haltungsjournalismus meint, muß sich ob dieses Ergebnisses in der Tat Sorgen machen. Zumal das ND in bezug auf seine Auflage auch noch zugibt: „Wir stehen vor der Abokalypse.“