© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Meldungen

Vereinssterben bedroht die Daseinsvorsorge

BERLIN. Die „Zivilgesellschaft in Zahlen“ (ZiviZ), eine Organisation der Bertelsmann-Stiftung, hat am 5. September ihre Auftragsstudie über das „Vereinssterben in ländlichen Regionen“ vorgestellt. So hat sich dort zwischen 2006 und 2016 jeder neunte Verein aufgelöst. Insbesondere in der brandenburgischen, sächsischen und sachsen-anhaltinischen Provinz sind viele Vereine wegen Nachwuchsmangels in Gefahr. Dort ist bereits ein durch Alterung und Abwanderung verursachter Rückgang von 22 Prozent des ehrenamtlichen Engaments durch die Vereinsarbeit zu verzeichnen. Deutlich geringer fällt dieser Wert in Städten aus (14 Prozent). Für ZiviZ-Geschäftsführer Holger Krimmer ist damit auch der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet: „Schon heute können Kommunen vielerorts nicht mehr dieselben Leistungen der Daseinsfürsorge wie in der Stadt bieten.“ Immerhin könne heute die Ausschöpfung digitaler Technologien wie Cloud-Lösungen und Videokonferenzen bei den notwendigerweise größeren Einzugsräumen die Vereinsarbeit erleichtern und eine notwendige Mitgliederbetreuung sicherstellen. (jo)

 www.bertelsmann-stiftung.de





Wahrheiten für soziale Gruppe zurechtbiegen

Hagen. Bei Terror- oder Gewaltakten verzerrt der Mensch intuitiv sein Urteil, um die Integrität der eigenen sozialen Gruppe zu schützen. Noch bevor ein Anschlag aufgeklärt würde, bildeten sich in der Öffentlichkeit bereits subjektive Urteile über das vermeintliche Täterprofil heraus. Wie die an der Fernuniversität Hagen vergangene Woche veröffentlichte Studie über „Urteilsbildung des Menschen über terroristische Anschläge“ der Psychologen Birte Diem und Agostino Mazziotta offenbart, würden je nachdem, ob der Täter zur jeweiligen „In-Group“ oder „Out-Group“ zähle, unterschiedliche Deutungen festgemacht. Anhand dreier Versuchsläufe – das tödliche Attentat auf die Brexit-Gegnerin Jo Fox in Leeds 2016, der Bombenanschlag eines Asylbewerbers in Ansbach mit vielen Verletzten 2016 und ein fiktiver Fall in den USA – wies Diem die sehr divergente Zuordnung des Tätermotivs – politisches Kalkül oder seelische Krankheit – in den jeweiligen Gruppen nach. Medien sollten sich diese subjektiven Urteilsbildungen gerade in Zeiten von „Fake-News-Debatten“ nicht zu eigen machen, warnt die Studie. (jo)

 www.fernuni-hagen.de





Erste Sätze

Was wir von Germanien wissen, verdanken wir Tacitus.

Wolfgang Schwerebrock: Eine Geschichte der deutschen Literatur, Frankfurt am Main 1962





Historisches Kalenderblatt

20. September 1988: Ein Anschlag der Roten Armee Fraktion auf den Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Hans Tietmeyer, schlägt in Bonn fehl, „weil die Maschinenpistole sich verklemmt hat“, wie die linken Terroristen im Bekennerschreiben beklagen.