© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Knapp daneben
Vorbild für den Breitensport
Karl Heinzen

Vor ein paar Wochen sorgte die amerikanische Fernsehmoderatorin Trish Regan weltweit für Empörung, weil sie auf Fox Business Dänemark als einen gescheiterten Staat verunglimpft hatte, dessen Bürger nur noch feiern und faulenzen würden. Nun stellt sich heraus, daß sie wohl richtiggelegen hat. Ausgerechnet die dänische Fußballnationalmannschaft ist in den Streik getreten. Um einen Hilfeschrei aus sozialer Not handelt es sich dabei natürlich nicht. Auch die Topprofis des diesjährigen WM-Achtelfinalisten zählen zu den Spitzenverdienern ihres Landes. Die genauen Gründe des Ausstandes liegen im dunkeln. Es soll um Erlöse aus Werbeverträgen gehen. 

Der dänische Fußballverband DBU gilt zwar als verschlafen und inkompetent. Das Mittel, zu dem er griff, um Spielabsagen und damit internationale Sanktionen zu vermeiden, verdient aber Respekt. Für die Partie gegen die Slowakei berief man einfach Halbamateure aus der zweiten Liga und Hallenfußballer in den Kader. 

Chancengleichheit darf nicht heißen, daß am Ende doch wieder nur die Besten nach oben kommen.

So schlecht die Aussichten, damit ein gewohntes Resultat zu erzielen, auch waren: Der Leidenschaft der Fans tat dies keinen Abbruch. Was für sie zählt, ist nicht der Sieg um jeden Preis. Viel lieber stehen sie auf der Seite eines Außenseiters, der ehrenvoll gegen einen Favoriten sein Bestes gibt. Proficlubs haben nicht die Chance, auf dieses Bedürfnis einzugehen, da sie Wirtschaftsunternehmen sind, die sich andauernde Niederlagen nicht leisten können. Für Nationalmannschaften gilt dies nicht. Würden sie es zu ihrem Prinzip erklären, auf Profis zu verzichten und stattdessen auf Spieler zu setzen, die in keiner Weise überragend sind, könnten sie endlich auch wieder eine Vorbildrolle für den Breitensport einnehmen. Wie viele Jugendliche, die so gerne Nationalspieler werden wollen, werfen irgendwann, wenn sie merken, daß sie doch nicht das Zeug dazu haben, an die Spitze zu kommen, das Handtuch und werden fett, computersüchtig und kontaktscheu. Chancengerechtigkeit darf nicht heißen, daß am Ende dann doch wieder nur die Besten nach oben kommen. Dies sollte endlich auch im Fußball beherzigt werden.