© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Mißbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz
Unglaubwürdiger Papst
Marco F. Gallina

Noch am 8. August war der US-amerikanische Erzbischof Donald Wuerl überzeugt, daß die neuen Mißbrauchsfälle keine „große Krise“ seien. Mittlerweile hat der Skandal so weite Kreise gezogen, daß Wuerls eigener Thron wankt. Das Ansehen der Katholischen Kirche ist massiv eingebrochen, nicht einmal die Hälfte der Amerikaner – 48 Prozent – hat noch eine positive Meinung über Papst Franziskus. 

Die Enthüllungen im Bericht der Deutschen Bischofskonferenz sind daher nur ein neuer Mosaikstein im globalen Gemälde einer Krise, die Kardinal Gerhard Müller in apokalyptischen Worten beschrieb: Unweigerlich komme der Gedanke an den Bruch der lateinischen Christenheit im 16. Jahrhundert oder die Säkularisierung im Zuge der Aufklärung und Revolution in den Sinn. Papst Franziskus hat zwar zu einem weltweiten Treffen aufgerufen, das im Februar 2019 das Thema Mißbrauch behandeln soll; aber die dauernden Beschwichtigungen des Papstes, eine „Null-Toleranz-Politik“ zu fahren, sind unglaubwürdig geworden. 

Zu oft haben gerade die Bischöfe und Kardinäle die Vorgänge gedeckt, die eng mit Franziskus verdrahtet sind. Rom will die Krise augenscheinlich ohne personellen Austausch „aussitzen“. Das ist zuwenig, um die moralische Autorität einer 2.000 Jahre alten Institution aufrechtzuerhalten.