© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Romano Guardini – ein posthumer Prediger der Willkommenskultur
Tagespolitisch vereinnahmt
(dg)

Am 1. Oktober jährt sich der 50. Todestag des katholischen Kulturphilosophen Romano Guardini. Anlaß genug für Michael Rutz, bis zur Liquidation 2010 letzter Chefredakteur des Rheinischen Merkur und seit 2018 amtierender Präsident der Guardini-Stiftung, den „Philosophen der Sorge“ aktualisierend als EU-Apologeten und Fürsprecher der Masseneinwanderung zu instrumentalisieren (Herder Korrespondenz, 8/2018). Guardini, den Rutz an die Berliner Humboldt- statt an die Friedrich-Wilhelms-Universität versetzt, wo er seit 1923 lehrte, und den er ehrenhalber zum Kämpfer gegen den „Niedergang der Demokratie“ erhöht, hätte heute angesichts „großer Flüchtlingsströme“ sofort die Kanzel erklommen, um gegen „Rassismus und Abschottung“ zu predigen. Denn Guardini habe sein ideales Europa als einen auf „Menschlichkeit“ verpflichteten Bundesstaat gesehen, der die „Lebensfülle aller Stämme“ umfasse. Das war allerdings konzipiert, was Rutz geschichtsklitternd verschweigt, als exklusive Organisation der Völker Europas. Dieses abendländische Europa hätte der strikt antiliberale, in „Das Ende der Neuzeit“ (1950) den Subjektivismus marktkonformer Demokratien geißelnde, deshalb heute gern in die „rechte Ecke“ gestellte Theologe gewiß nicht für das überwiegend muslimische Millionenheer von Sozialhilfeaspiranten gefährden wollen. 


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