© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Umwelt
Junckers Vermächtnis
Jörg Fischer

Euro-Rettung und Bundesstaat EU – ohne Jean-Claude Juncker wäre es kaum so weit gekommen. Sein Erfolgsrezept verriet er dem Spiegel (52/99): „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“ Um die Bürger bei Laune zu halten, sind aber auch Zuckerl nötig: Die Richtlinie 261/04 bringt Passagieren Cash bei Flugverspätungen. Die Roamingverordnung 531/12 verbietet Aufpreise beim Telefonieren innerhalb der EU. Nun sind Sommer- und Winterzeit dran: „Die Zeitumstellung gehört abgeschafft“, versprach der 63jährige Christdemokrat in seiner letzten Parlamentsrede als EU-Kommissionschef.

Dauerhafte Sommerzeit führt zu Diabetes, Depressionen, Schlaf- und Lernproblemen.

Laut einer EU-Umfrage (JF 35/18) wollen die Deutschen dann künftig dauerhaft Sommerzeit, also von der mittel- zur osteuropäischen Zeitzone (OEZ) wechseln. Mittag wäre dann erst nach 13 Uhr, denn die OEZ ist auf den Sonnenstand von Kiew und Bukarest ausgerichtet. Schlafmediziner halten das aber für fatal: Das werde „riesige Probleme geben“, warnte der Chronobiologe Till Roenneberg im Wissenschaftsmagazin Forschung & Lehre. Wenn Juncker „gesagt hätte, daß wir künftig alle ganzjährig eine Stunde früher arbeiten müssen, wären die Leute auf der Straße gewesen“, so der Professor von der LMU München. Auch Schüler und Studenten bekämen Probleme, weil Lernen und das Gelernte zu verarbeiten bei zuwenig Schlaf stark eingeschränkt werde. „Man erhöht die Wahrscheinlichkeit für Diabetes, Depressionen, Schlaf- und Lernprobleme – das heißt, wir Europäer werden dicker, dümmer und grantiger“, mahnt Roenneberg.