© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/18 / 28. September 2018

Blick in die Medien
Groteske um „Satire“-Video
Tobias Dahlbrügge

Es wird lange dauern, den gesellschaftlichen Graben wieder zu schließen, den Ideologisierung und Hysterisierung allseits aufgerissen haben. Ein Beispiel dafür ist die Groteske um ein dümmliches „Satire“-Video. Der Medienproduzent „Schlecky Silberstein“ fabriziert für das SWR-Jugendangebot „funk“ das links-urbane Humor-Format „Bohemian Browser Ballett“.

In Berlin drehte das Team auf der Straße einen Clip mit dem Titel „Volksfest in Sachsen“. Darin wurden sämtliche Klischees gruppenbezogener Sachsenfeindlichkeit heruntergespult: Ein Schwarzer, der vor 90er-Jahre-Skinheads davonläuft, im Hintergrund ein Wahlkampfstand der AfD mit kaum verfremdetem Parteilogo.

Das unangemeldete Auftauchen und Abfilmen privater Umgebungen ist bei ARD & Co. Praxis. 

Als Handyvideos von Passanten im Netz auftauchten, die die Szenerie gefilmt hatten, wurde sogleich gemutmaßt, hier solle in Ermangelung von Argumenten konspirativ „Fake News“-Material zur Diffamierung der AfD entstehen.

Vertreter der Partei gingen leider etwas voreilig in die Offensive und rückten ihrerseits der Produktionsfirma auf die Pelle, um die vermeintliche Realitätsfälschung zu dokumentieren, bevor der Beitrag überhaupt veröffentlicht war.Herr Silberstein verweigerte jedes Gespräch – mit dem er die Sache ja hätte schnell aufklären können –, was die oppositionelle Szene wiederum als Beleg für ihre These vom Fake-Video wertete.

Nächster Akt: Silberstein beklagt sich bitterlich über die Bedrängnis und will angeblich „Morddrohungen“ erhalten haben, was ihm sogleich ein bißchen Heldenglanz verlieh und von zahlreichen Mainstream-Medien aufgegriffen wurde. Es wäre neu, daß das unangemeldete Auftauchen mit einem Kamerateam vor Privatadressen und das Abfilmen von Wohnhäusern und privater Umgebung bei Inkaufnahme von realen Folgeangriffen, das bei ARD, ZDF und Co. etablierte Praxis ist, für die „Qualitätsmedien“ ebenfalls einen „Hauch von ’33“ darstellt.