© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/18 / 28. September 2018

Frisch gepresst

Marie Antoinette. Vor 225 Jahren, am 16. Oktober 1793, endete das Leben der „Autrichienne“ unter dem Fallbeil. Auf die aus dem Hause Habsburg stammende Gemahlin Ludwigs XVI. hatte sich der Volkszorn schon seit Ausbruch der Französischen Revolution stärker konzentriert als auf den antriebslosen König. Auf ihre Initiative ging der 1791 gescheiterte Fluchtversuch zurück, und sie fädelte die „Verschwörung mit dem Ausland“ ein, die 1792 die erfolglose preußisch-österreichische Kampagne zur Rettung der Monarchie und der Königsfamilie auslöste. Aber nicht diese historische Rolle der Königin steht im Mittelpunkt des Essays über „Die Ritterin des Todes“, den der katholische Geschichtsmetaphysiker Léon Bloy (1846–1917) 1891 veröffentlichte. Wie immer geht es bei Bloy, einem der Hausheiligen von Carl Schmitt und Ernst Jünger, um transzendente Wahrheiten, die sich im Ozean des historisch Faktischen verbergen. Alexander Pschera, der die „Ritterin des Todes“ zusammen mit zwei weiteren Essays ins Deutsche übersetzt hat, umreißt in seinem knappen, instruktiven Nachwort, einem vorzüglichen Schnellkurs in Sachen Bloy, die Grundlinien dieser hochspekulativen, sich gegen den Massengeschmack dezidiert absperrenden Philosophie der Geschichte. (dg)

Alexander Pschera (Hrsg.): Léon Bloy. Marie Antoinette. Ritterin des Todes und andere Schriften. Karolinger Verlag, Wien 2018, gebunden, 109 Seiten, Abbildungen, 18 Euro





Wlassow-Armee. Das Schicksal der Hunderttausenden von Soldaten aus dem ehemaligen Herrschaftsbereich Stalins, die nach der Gefangennahme auf seiten der Wehrmacht „für das Wohl ihres Volkes gegen den Bolschewismus“ kämpfen sollten, wie die Eidesformel der Russkaja Oswoboditelnaja Armija (ROA) unter General Andrei Wlassow lautete, ist vielfach publizistisch aufgegriffen worden. Der Schweizer Militärhistoriker Vincenz Oertle gibt einen Überblick der heterogenen Freiwilligenverbände, die – bis auf die Kosaken auf dem Balkan – nur zaghaft eingesetzt wurden, gegen die Rote Armee ohnehin nur punktuell. Von Schilderungen ihres früheren deutschen Kommandeurs Siegfried Keiling angeregt, gibt Oertle einen Überblick über den Einsatz der ROA-Einheiten am Atlantikwall, die vor allem auf der Halbinsel Cotentin 1944 gegen die Alliierten in blutige Kämpfe verwickelt waren. (bä)

Vincenz Oertle: Russen verteidigen den Atlantikwall 1944. Verlag Appenzeller Volksfreund, Appenzell 2018, gebunden, 382 Seiten, Abbildungen, 39 Euro