© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/18 / 05. Oktober 2018

Stasi-Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe abgesetzt
Konzertierter Rufmord
Angelika Barbe

Der Angriff auf das Flaggschiff der DDR-Vergangenheitsaufarbeitung, die Gedenkstätte Hohenschönhausen, erfolgte plötzlich. In konzertierter Aktion entschieden Kultursenator Klaus Lederer (SED-Rechtsnachfolger Linkspartei), Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der Vorsitzende der Opferverbände Dieter Dombrowski (UOKG), den Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe zu entlassen. Das Fehlverhalten seines Stellvertreters diente dabei lediglich als Vorwand – die Staatsanwalt hatte das Verfahren eingestellt. Ein politisch kalkulierter Rufmord wurde inszeniert, um die Stasi-Aufarbeitung zu diskreditieren. 

Das Konzept der Gedenkstätte, bisher von Millionen Interessierter aufgesucht, besticht durch Zeitzeugenführungen. Die Haft und eigenes erlittenes Schicksal können Zeitzeugen anschaulicher und eindrücklicher schildern als eine neutrale Person. Die Gedenkstätte entwickelte dazu ein bundesweit genutztes Zeitzeugenportal. Aber Knabe erwirkte auch fünf Millionen Euro für ein Linksextremismus-Projekt, um über den Kommunismus aufzuklären. Auf einmal verordnet die Allianz einen „Kulturwandel“ von oben, das Ende der sie störenden SED-Aufarbeitung. Hubertus Knabe ist sofort wieder einzusetzen!






Angelika Barbe, DDR-Bürgerrechtlerin, erst SPD- dann CDU-Mitglied, war Referentin der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.