© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/18 / 05. Oktober 2018

Messerattacke in Ravensburg
Auf einem Auge blind
Wolf B. Kernig

Der Staat zeigt Härte. Nein, nicht gegenüber kriminellen Asylbewerbern wie jetzt in Ravensburg, wo ein Afghane in der Fußgängerzone drei Menschen mit einem Messer attackiert und schwer verletzt hat, aber lediglich in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Auch nicht gegenüber jenen 450.000 Ausländern, die sich illegal in Deutschland aufhalten oder wegen Straftaten von der Polizei gesucht werden. Im Fadenkreuz stehen sechs Mitglieder einer „rechtsterroristischen Vereinigung“, die sich zur „Revolution Chemnitz“ verbündet und Anschläge gegen Ausländer und „politisch Andersdenkende geplant haben sollen“. Hoffentlich verlaufen diese medial breit inszenierten Ermittlungen nicht ebenso im Sand wie jene gegen den Soldaten Franco A., der sich als Asylbewerber ausgegeben hatte und bezichtigt wurde, Kopf rechtsextremer Kreise bei der Bundeswehr zu sein. Davon ist wenig Haltbares geblieben. Merkwürdig auch, daß bei tatsächlichen Gewalttaten aus der linken Szene, wie bei den G20-Ausschreitungen in Hamburg oder im Hambacher Forst, nicht von Terrorismus geredet wird. 

Gewalt jedweder Form ist zu ächten und zu ahnden. Dabei dürfen keine ideologischen Unterschiede gemacht werden. Die Justiz darf auf keinem Auge blind sein. Doch wie reagiert der baden-württembergische Innenminister Strobl (CDU) auf den Messerstecher in Ravensburg: Man brauche für Flüchtlinge mehr psychologische Betreuung.