© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/18 / 05. Oktober 2018

Aufgeschnappt
Artgerechte Gebete
Matthias Bäkermann

Zertifikate sind für viele Verbraucher besonders bei Lebensmitteln wichtig. Manchmal kommen sich Zertifikate auch ins Gehege: „Bio“ und „halal“ zum Beispiel. Schlachttiere, die artgerecht gehalten wurden und dann bei vollem Bewußtsein ausbluten, dürften kaum die begehrte EU-Auszeichnung „ökologischer/biologischer Landbau“ erhalten, beanstandeten französische Tierschützer bereits 2012 beim Pariser Landwirtschaftsministerium. Doch das zuständige Verwaltungsgericht leitete nach dem Berufungsverfahren den Fall lieber an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) weiter. 

Generalanwalt Nils Wahl rät jetzt dem EuGH, auch die Vergabe des EU-Biosiegels an Halal-Fleisch nicht zu verbieten. Zwar gelte nach der Verordnung über den Schutz der Tiere zum Zeitpunkt der Tötung (VO EG Nr. 1099/2009) bei der Schlachtung der Betäubungs-Grundsatz, jedoch sei die rituelle Schlachtung grundsätzlich davon ausgenommen, freute sich vergangenen Donnerstag die Halal-Welt (Germany’s halal business magazine). Das Netzportal Bio & Halal merkt zudem an, daß man anders als in industriellen Schlachthöfen für jedes Tier „ein vorgeschriebenes Gebet spreche oder zumindest ‘Im Namen Allahs’ sage“. Auch diese Regel diene dazu, das Tier so schonend wie möglich zu behandeln.