© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/18 / 05. Oktober 2018

Zeitschriftenkritik: Postfrisch
Begehrte Briefmarken
Werner Olles

Bei Briefmarkensammlern steht Postfrisch, das von der Deutschen Post zweimonatlich herausgegebene „Philatelie-Journal“ hoch in Kurs. Ältere Ausgaben der kostenlos abgegebenen Zeitschrift werden zu ansehnlichen Preisen gehandelt. Tatsächlich ist das Magazin für Philatelisten und Briefmarkenfreunde durchaus von Bedeutung, und dies nicht nur, weil hier immer die neuesten Marken vorgestellt, sondern auch die Geschichte und Geschichten um die Briefmarken kundig dargestellt werden. So beginnt die aktuelle Ausgabe (5/2018) mit der Gründung des Norddeutschen Postbezirks vor 150 Jahren, die eine vereinheitlichte und effiziente postalische Zusammenarbeit vieler Einzelstaaten im nördlichen Teil Deutschlands bedeutete. Damit war sie ein bedeutender Meilenstein der Modernisierung des Postwesens auf dem Weg zu einem deutschen Einheitsstaat. Dieses Jubiläum würdigt Deutschland mit einer Neuausgabe „150 Jahre Norddeutscher Postbezirk“: mit einem Jubiläumsbrief inklusive dreier Exemplaren der neuen Briefmarke mit Ersttagsstempel „Bonn“, einem Gedenkset „150 Jahre Norddeutscher Bund“ mit 14 Marken und einem Erinnerungsblatt mit Pärchen der Marke und Ersttagsstempel „Berlin“.

Von 1859 bis 1867 gab die Freie und Hansestadt Lübeck 14 Marken heraus, die bei Philatelisten sehr beliebt sind. Ein Klassiker ist der außergewöhnlich seltene 2-Schilling-Fehldruck mit der Inschrift „Zwei Ein Halb“, der Sammlerherzen höher schlagen läßt. Beim Drucken der Marken mit dem Lübecker Doppeladler passierte ein Mißgeschick: Im Druckbogen der rotbraunen 2-Schilling-Marke erschienen in der untersten Reihe jeweils zwei Marken, auf denen die Wertangaben abwichen: statt „Zwei“ ist hier „Zwei Ein Halb“ zu lesen. 1.182 Fehldrucke gelangten in den Postverkehr, und auf Briefen befindliche Exemplare sind eine Sensation.

Zu den bedeutendsten Neuerungen der Norddeutschen Post zählt die Einführung der Postkarte (Correspondenzkarte). Auf historischen Originalen lassen sich bisweilen philatelistische und postgeschichtliche Besonderheiten entdecken. Dabei hatte es gegen die Einführung der Postkarte jahrelange Bedenken gegeben. Daß eine persönliche Mitteilung offen lesbar sein sollte, wurde als indiskret empfunden. Erst nach der Gründung der Norddeutschen Post 1886 griff man behördlicherseits die Idee wieder auf, als deren größter Befürworter Heinrich von Stephan galt. Zum Generalpostdirektor berufen, führte er die Correspondenzkarte zum 1. Juli 1870 ein. 

1870 begann auch die Geschichte der deutschen Dienstmarken, die nüchtern gestaltet, dennoch viel zu bieten haben: Sie wurden für amtliche Postsendungen entwickelt und im 19. und 20. Jahrhundert nahezu weltweit verwandt. Sie vereinfachten die Verrechnung des Portos zwischen Behörden und Post und wurden kaum gestohlen, da sie für den privaten Gebrauch verboten waren. Für Sammler sind die deutschen Dienstmarken ein bedeutender Teil der Philatelie.

Kontakt: Deutsche Post AG, Service- und Versandzentrum, Postfach 1105, 92623 Weiden.  www.postfrisch.de