© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/18 / 05. Oktober 2018

Historikertag 2018: Schulterschluß mit „Wir sind mehr“ üben
Resolution der Geschichtsschaffenden
(wm)

Dem Beispiel der C-Prominenten, die vor zwei Wochen als „Kulturschaffende“ Horst Seehofers Rücktritt forderten, aber ansonsten der Partei- und Staatsführung uneingeschränkte Solidarität gelobten, sind nun die „Geschichtsschaffenden“ gefolgt (Die Achse des Guten vom 30. September). Der Historikertag in Münster, der sich als Festredner den Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) eingeladen hatte, verabschiedete am 28. September eine Resolution, die den Schulterschluß mit dem blockparteilichen „Wir sind mehr“-Populismus sucht. Zu den Erstunterzeichnern gehören neben Linksauslegern des Faches wie Martin Sabrow, Axel Schildt und Norbert Frei auch der 150prozentige Merkelianer Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte). Herzstück des Papiers, zwischen üblichen Plattheiten wie der Werbung für die Juncker-EU und der Warnung vor „nationalen Alleingängen“, ist die sich an Schäubles Geschichtsfatalismus anlehnende Behauptung: „Migration ist eine historische Konstante“ und wirke „insgesamt bereichernd“. Damit deuten systemfromme Historiker die politisch gewollte Masseneinwanderung zum alternativlos „natürlichen“ Schicksal um und üben so in einer Form Verrat an ihrer Wissenschaft, für deren abstoßend servile Verlogenheit sich zumindest in der Geschichte der Bundesrepublik wohl kein Beispiel findet. 


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