© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/18 / 12. Oktober 2018

Haltungsnote
Weg mit dem Nazi-Plunder
Gil Barkei

Wer kennt es nicht? Die Angst, dieses ungute Gefühl, das sich in Geist und Körper frißt, sobald man der Truhe oder dem Kleiderschrank mit den vorbelasteten Erbstücken der Großeltern zu nahe kommt. Immerhin haben viele der alten Bilder oder Kleidungsstücke den Nationalsozialismus erlebt und strahlen das auch noch irgendwie aus. Also bloß weg mit all diesen bösen Gegenständen der Ahnen. Meint zumindest der Künstler Yoshinori Niwa und will den Österreichern helfen, sich endlich der Geschichte zu stellen. Zum aktuell laufenden Kunstfestival „Steirischer Herbst“ in Graz bietet der Japaner an, historisch kontaminierte Familienreliquien zu entsorgen. Dafür hat er im Zuge seines Projekts „Withdrawing Hitler“ eine Anzeige samt Servicenummer geschaltet: „Sie sorgen sich über den Hut Ihres Nazi-Opas, der immer noch auf dem Dachboden liegt?“ Der in Wien lebende Niwa kommt auch gerne vorbei und holt die unbequeme Hinterlassenschaft persönlich ab. Diese wird bis zum Ende des Festivals am 14. Oktober in einem Container gesammelt und dann vernichtet. Bleibt zu hoffen, daß Herr Niwa seine Aktion mal vor dem Yasukuni-Schrein in Tokio versucht. Die Reaktionen seiner Landsleute dürften nicht lange auf sich warten lassen.