© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/18 / 12. Oktober 2018

Geldflüsse für Allahs Reich
Sascha Adamek über die Finanziers islamistischer Projekte durch „Scharia“-Staaten am Golf und durch naive Politiker in der Bundesrepublik
Sandro Serafin

Manchester-Kapitalismus, Kasino-Kapitalismus, Öko-Kapitalismus: Man kennt sie, diese Begriffe. Aber wußten Sie auch, daß es so etwas wie einen Scharia-Kapitalismus gibt? Ein Begriff, der bedrohlich wirkt – und etwas Bedrohliches ausdrückt.

Was genau, erklärt Sascha Adamek, Journalist und Filmemacher, in seinem Buch „Scharia-Kapitalismus“. Er deckt auf, was er ein „Pingpong-Spiel“ nennt: „Finanzströme aus dem Westen refinanzieren an vielen Stellen des Nahen Ostens Einzelpersonen, Organisationen und sogar Staaten, die dann wiederum als Gönner und Sponsoren fundamentalistischer Verbände und Moscheevereine im Westen – oder gar terroristischer Gruppen – dienen.“

2016 trieb die Bundesrepublik, ihre Unternehmen und Banken Handel im Umfang von gut 58 Milliarden Euro mit Staaten, deren System auf den radikalen Rechtsvorschriften der islamischen Scharia gründet. Adamek warnt vor volkswirtschaftlichen Abhängigkeiten von solchen Scharia-Staaten. Auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Finanzen sei „längst eine weitgehend unbeachtete Islamisierung im Gange“, gibt er Worte des Islamwissenschaftlers Ralph Ghadban wieder. Scharia-Staaten kauften sich nicht nur in „ganze Volkswirtschaften ein“, sie erkauften sich auch politische Macht. „Und wenn es darauf ankommt, lassen sie mit diesem Geld ihre weltpolitischen Muskeln spielen“, warnt Adamek und liefert Beispiele.

Wie zu erwarten, widmet sich der Autor ausführlich dem Scharia-Staat Katar. Einen besonderen Blick wirft er dabei auf sogenannte Wohltätigkeitsorganisationen. Nicht selten fließen von ihnen Gelder an Islamisten, etwa durch den Bau radikaler Moscheen oder Koranschulen im Ausland. „Die Wohltätigkeitsverbände exportieren Fundamentalismus“, erklärt Adamek.

Auch Saudi-Arabien verbreite seit Jahrzehnten „systematisch seine Staatsreligion global“. Und das zum Teil mit Rückendeckung deutscher Behörden und Politiker. Erschreckend: Ein „hochrangiger Beamter einer deutschen Sicherheitsbehörde“ erklärte gegenüber Adamek, daß Geheimdienste bei gewissen „Kunden“ aus Arabien „mit beiden Beinen auf der Bremse“ stünden. „Wer beißt schon die Hand, die uns alle füttert?“ sagte ihm ein anderer, europäischer Behördenmitarbeiter.

Nicht nur deshalb sieht Adamek in der Bundesrepublik einen „Ruheraum für Terrorfinanziers“. So würden neue Kaufverträge, etwa für Grundstücke oder Immobilien in Berlin „bis heute nicht auf Terrorverdächtige geprüft“, obwohl internationale Vereinbarungen dazu eigentlich verpflichteten. Daß es selbst Adamek nicht gelingt, die Finanziers hinter radikalen Moscheevereinen gänzlich ans Licht zu bringen – er hatte umfassende Recherchen angestellt –, zeigt dabei auf, daß unser System massive Fehler hat, die die Finanzierung des islamischen Extremismus in Deutschland aus Golfstaaten zu einer „Blackbox“ machen.

Viel erschreckender noch jedoch als diese passive Hilfe ist das, was Adamek ein „offensives Mitmachen“ nennt: Finanzspritzen des deutschen Staates direkt an mehr oder weniger radikale islamische Projekte. Ob es der Berliner Senat ist, der seit Jahren mit rund 700.000 Euro im Jahr eine Islamische Grundschule in Berlin mitfinanziere, deren Auftrag „auf die Einflußnahme auf das private Alltagsleben“ der Schüler ziele. Oder Ministerien aus Bund und Ländern, die Vereine des türkisch-islamischen Verbandes Ditib fördern, der an vielen Stellen ebenfalls ein ungeklärtes Verhältnis zum Islamismus hat. Oder gar hochrangige Politiker höchstpersönlich wie Frank-Walter Steinmeier und Aydan Özoguz, die eine „Hilfsaktion“ von „Islamic Relief“ Deutschland (IRD) feierten, dessen Mutterverband in Israel als Terrororganisation verboten ist und der sogar im baden-württembergischem Verfassungsschutzbericht Erwähnung fand. Mehr als sechs Millionen Euro soll der Bund bereits an IRD überwiesen haben.

Adamek gelingt es auf rund 280 Seiten auch mit Hilfe vieler externer Expertisen auf Basis nicht interpretierbarer Fakten – am Ende des Buches findet sich ein umfangreicher Quellenanhang – darzulegen, wie wir den Kampf gegen unsere Freiheit fördern. In umfangreichen eigenen Recherchen hat er zudem persönlich erfahren können, welche Gefahr für die freiheitliche Gesellschaft Deutschlands von einem radikalen Islam direkt vor unserer Haustür ausgeht. Seine Schlußfolgerung daraus ist nur konsequent: „Das Eintreten gegen den Vormarsch des Islamismus ist (…) kein Projekt von Populisten, es ist ein urdemokratisches, republikanisches, liberales und im Zweifel auch linkes Projekt.“  Worte, die sich wie ein Appell an Vertreter von SPD, Linken und Grünen lesen, obgleich Adameks Buch keinesfalls nur in eine politische Richtung zielt. 

Es ist gerade die Nüchternheit und schlichte Darlegung von Fakten, in denen die Stärke dieses Werkes liegt. Vielleicht kann es dadurch in alle politischen Richtungen in gleichem Maße hineinwirken. Schade ist allerdings eines: daß Adamek die wichtige Rolle des Iran im Rahmen der internationalen Terrorfinanzierung bei seinen Ausführungen mehr oder weniger außen vor läßt.

Sascha Adamek: Scharia-Kapitalismus. Den Kampf gegen unsere Freiheit finanzieren wir selbst. Econ Verlag, Berlin 2018, broschiert, 320 Seiten, 18 Euro