© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/18 / 19. Oktober 2018

Netflix macht auf „Pro Asyl“
Der US-Streamingdienst läuft Gefahr, seine einst untypischen Eigenformate mit dem Strom schwimmen zu lassen
Gil Barkei

Streamingdienste wie Netflix oder Amazons Prime Video stellen immer deutlicher eine ernstzunehmende Konkurrenz für das klassische Fernsehen dar – speziell bei jungen Zuschauern. Dabei konnte Netflix besonders mit eigenen, hochqualitativen, von den üblichen Skripts und Personenzeichnungen abweichenden Serien punkten. Dies will das US-Unternehmen ausbauen. Erst vergangene Woche gab es bekannt, in Albuquerque in den USA das ABQ-Filmstudio zu kaufen, um es zum Knotenpunkt eigenproduzierter Formate auszubauen.

Einige Sendungen triefen jedoch gegenwärtig vor linksgrünen Narrativen und stehen hierbei den Öffentlich-Rechtlichen in nichts nach. In der beliebten „Netflix Original“-Dokureihe „Chef’s Table“, die internationale Köche und ihre Lebensgeschichten vorstellt, scheint neuerdings die Flüchtlingslobby Regie zu führen. Die erste Folge der kürzlich veröffentlichten fünften Staffel stellt Cristina Martínez und ihren Taco-Imbiß im Süden Philadelphias vor. 

Die Macher der Kochzeitschrift Bon Appétit hatten zuvor aus einer offen zugegebenen politisch-ideologischen Motivation heraus den kleinen Kiezladen auf ihre Liste der zehn besten neuen Restaurants in den Vereinigten Staaten gehypt. Netflix sprang, genau wissend, daß bei der Wahl eben keine kulinarischen Aspekte ausschlaggebend waren, auf den Zug auf. Und so ist die 50minütige Folge ein einziger „No Border, no Nation“-Werbefilm, den „Pro Asyl“ auch nicht besser hätte produzieren können. Mit stolzer Stimme – als würde ein honoriger Titel vorgestellt – wird (v)erklärt, die Mexikanerin sei „mehr als eine Köchin, sie ist eine illegale Einwanderin“, eine „Anwältin der Migranten“. Unrechtmäßiger Grenzübertritt als Leistung. In den nächsten Folgen müssen dann ein türkischer Gastronom als Vielfalts-Botschafter und eine Thailänderin als wokschwingendes Maskottchen für „Bio“ und Umweltschutz herhalten.

Bleibt die Frage, ob die deutschen Zuschauer neben der Rundfunkgebühr künftig noch ihr Netflix-Abo bezahlen wollen, wenn die Inhalte zunehmend die gleiche penetrante Öko-Multikulti-Propaganda bieten?