© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Neue Pisa-Auswertung
Lichter Moment
Josef Kraus

Na sowas, es gibt noch kleine Wunder! Immerhin hat die selbsternannte „Bildungs“-Großmacht OECD mal einen lichten Moment gehabt. Jahrzehntelang meinte sie mit ihren Pisa-Meß- und Quotenfetischisten Propaganda machen zu müssen für eine Vereinheitlichung des Schulwesens, für noch mehr Studierquote, für noch mehr Ganztagsschule und Verstaatlichung von Erziehung, für noch mehr Spaß im Unterricht durch Digitalisierung, für kompetenzorientierte Lehrpläne (Leerpläne?) und so weiter.

 Und jetzt dies: Die OECD fordert mehr Disziplin in der Schule. Eigentlich ist das ein uralter Grundsatz für das Gelingen schulischen Lernens. Es ist schön, daß dieser Grundsatz nun bei der OECD und ihren Pisa-Ingenieuren angekommen ist. Aber halt: Die OECD wäre nicht die OECD, wüßte sie nicht auch diesmal die sozialistische Keule zu schwingen. Vor allem den Schülern aus sozial schwierigen Milieus fehle es an Disziplin. 

Und wer ist schuld daran? Natürlich sind es die Schulen. Nein, niemals die Eltern. Deshalb stellt sich die OECD eine „gute soziale Durchmischung“ der Schulen vor. Dann sei alles gut. So wie in Estland, wo man allerdings keine Schulen mit 70 oder 80 Prozent Migrantenanteil vor allem aus dem muslimischen Kulturkreis hat wie in vielen deutschen Schulen.