© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Fall Khashoggi
Moralische Huberei
Jürgen Liminski

Hugh, die moralische Weltmacht in  Gestalt des deutschen Außenministers Heiko Maas hat gesprochen: Vorerst keine Waffen nach Saudi-Arabien, die G7 sollen sich mit dem Fall Khashoggi befassen, er werde nicht nach Saudi-Arabien reisen, die USA müßten Farbe bekennen. 

Man wüßte zu gern, wie die neue moralische Supermacht es mit dem Iran und den Todesurteilen gegen Christen dort hält, oder mit den Hunderten Justizmorden in China, weil das Regime Organe braucht, oder auch mit den Dutzenden Journalisten in türkischen Gefängnissen. Aber da schweigen die öffentlich-rechtlichen Medien-Vasallen, also schweigt auch Berlin. Das ist doppelte Moral, man könnte auch sagen: außenpolitischer Populismus. Mit Realpolitik hat es jedenfalls nichts zu tun. Sehr wahrscheinlich hat Riad den Mord an Khashoggi befohlen. Und daß ein Erzfeind der Saudis, der türkische Despot Recep Tayyip Erdogan, sämtliche medialen Register zieht, um Riad zu schaden, liegt auch auf der Hand. 

Mit beiden wird Berlin in ein paar Wochen wieder Geschäfte machen, so wie mit dem Iran, mit China und anderen Despotenländern. Da kommt Trump fast wie eine Lichtgestalt der Ehrlichkeit daher. Der Mann im Oval Office sagt wenigstens, was er denkt und daß ihm die Interessen Amerikas wichtiger sind als befristete, moralische Huberei.