© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Lesereinspruch

Wut und Tränen

Zu: „Aufbau Ossi“ von Christian Dorn (JF 42/18)

Hier kritisiert der Rezensent die Klage der Buchautorin Petra Köpping über das „vermeintliche Trauma durch die Treuhand-Politik“. Dieses Trauma war und ist für viele einstige DDR-Bürger real. Auch der Vorwurf der Autorin zur flächendeckenden Entwertung ganzer Lebensbiographien im Osten, damit sich „der Westen kollektiv der unliebsamen Konkurrenz aus dem Osten entledigt(e)“, wurde für viele „Ossis“ traurige Wirklichkeit. Herr Dorn führt einige Fakten zur Rechtfertigung der Treuhand-Gesellschaft ins Feld, etwa daß „möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben (mußten)“, was jedoch in den meisten Fällen nicht geschah, im Gegenteil. Abschließend unterstellt er der Autorin, sie suggeriere „eine Verscherbelung des Volksvermögens zur schnellstmöglichen Liquidation.“ Dies ist keine Suggestion, sondern eine Tatsache, die viele DDR-Bürger voll Wut und mit Tränen in den Augen miterleben mußten – schließlich wurde ihre Existenz und berufliche Zukunft zerstört. Der Schlußsatz der Rezension, wo die „Litanei“ Köppings als „obszön“ und „linkspopulistisch“ bezeichnet wird, ist anmaßend, denn er verkennt die Tatsachen.

Ronald Wetzelt, Zeitz