© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Helmut Markwort. Der legendäre Ex-Focus-Chef macht jetzt in Bayern für die FDP Politik
Zurück im Ring
Ronald Berthold

Mit Manfred Brunner war Helmut Markwort dick befreundet. Als Brunner, damals bayerischer FDP-Vorsitzender, der gemeinsamen Partei den Rücken kehrte und 1994 den eurokritischen Bund Freier Bürger gründete, begleitete das der Focus-Gründer mit viel Sympathie, blieb jedoch bei den Liberalen. Nun hat er dort eine neue Karriere begonnen: Mit bald 82 Jahren wurde Markwort am Sonntag vergangener Woche in den Bayerischen Landtag gewählt.

Knapp übersprang die FDP die Fünfprozenthürde und kehrt nun nach fünf Jahren mit elf Parlamentariern ins Maximilianeum zurück. Auch Markwort, der seit 1996 mit der früheren Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel liiert ist, rollte das Feld von hinten auf. Die Partei hatte ihn auf Platz 16 der Oberbayern-Liste gesetzt. Die Wähler aber hievten ihn mit Hilfe des speziellen Wahlrechts auf den zweiten Rang. Nur deswegen wird er nun Abgeordneter und Alterspräsident.

Mit dem Focus hatte der Vater eines Sohnes aus einer früheren Ehe 1993 scheinbar Unmögliches vollbracht: Er etablierte in Deutschland ein zweites Nachrichtenmagazin. Politisch positionierte er es rechts vom Spiegel. Kurios: Auch dessen Gründer Rudolf Augstein war einst FDP-Mitglied und saß sogar drei Monate im Bundestag. Trotz gemeinsamer Partei und ähnlicher beruflicher Rolle verband die Männer aber nur wenig. Mit Augsteins linksliberalem Kurs konnte Markwort nie etwas anfangen.

Von Beginn an wehrte er sich gegen Politische Korrektheit. Eine der ersten Ausgaben machte er mit dem Tabuthema Ausländerkriminalität auf. In der Chef-etage scharte er rechte Journalisten wie Stephan Paetow und Michael Klonovsky um sich. Wie ein FDP-Organ klang das damals noch konservativere Blatt selten.

Markwort kümmerte sich auch immer wieder persönlich darum, daß die Geschichten den gewünschten Dreh bekamen. Er rief die Kollegen zu sich oder an, um ihnen seine Sicht zu vermitteln. Beim Thema PDS/Linke vertrat er stets eine antikommunistische Haltung. Auch in seinem legendären Editorial „Tagebuch“ schrieb der Chefredakteur stets gegen die linke Meinungshoheit an. Für seine spitzen Kommentare informierte er sich vorher gewissenhaft bei den Redakteuren, die tiefer im Thema steckten als er selbst.

Als Abgeordneter kann Markwort dieses Steckenpferd nun wieder reiten. In seiner Offenheit wird der gebürtige Hesse sicher auch Freude daran finden, sich mit Freien Wählern und AfD-Abgeordneten auszutauschen – gerade wenn das manchen Parteifreund provozieren sollte. Ganz sicher wird er keinen stummen Platz in der Hinterbank einnehmen. Auch daß er seine Souveränität der Fraktionsdisziplin unterordnet, ist unwahrscheinlich. Ein für die Parteiführung bequemer Parlamentarier wird das politische Schwergewicht sicher nicht werden.