© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Wer integriert hier wen?
Lehre inmitten galoppierender Islamisierung: Susanne Wiesingers Erfahrungsbericht aus „Brennpunktschulen“
Josef Kraus

Susanne Wiesinger, eine mutige Wiener Mittelschullehrerin, hat ein aufrüttelndes Buch geschrieben. Die 53jährige Autorin verfügt über dreißig Jahre Erfahrung an Brennpunktschulen im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Gesellschaftspolitisch stand sie lange und überzeugt der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) und der SPÖ-nahen Lehrergewerkschaft nahe; für letztere war sie neun Jahre lang im Personalrat tätig. 

Der Titel ihres Werkes lautet „Kulturkampf im Klassenzimmer. Wie der Islam die Schulen verändert“. Das Aufrüttelnde an diesem Buch ist die Ehrlichkeit, mit der die Autorin zu Werke geht. Eingeführt mit dem Vorwort der liberalen Berliner Juristin und Imamin Seyran Ates und assistiert vom Filmemacher Jan Thies, Betreiber der österreichischen Medien- und Rechercheplattform „Quo Vadis Veritas“. Alle drei wollen – so der Klappentext – „das Schweigen brechen und die Probleme endlich ehrlich benennen“.

Dieses Schweigen bricht Susanne Wiesinger denn auch durch alle Kapitel hindurch. Sie tut es schonungslos, denn sie schreibt sehr authentisch von der Gewaltbereitschaft muslimischer Schüler, von Zwangsverheiratung, Ehrenmord, Kleidungspolizei, Beschneidung, von während des Ramadans kollabierenden Schülern, von Verweigerung des Schwimmunterrichts, vom Lehreralbtraum Sexualkundeunterricht, von boykottierten Klassenfahrten und einem indoktrinierenden islamischen Religionsunterricht, um immer wieder zum Ergebnis zu kommen, daß die Lehrerschaft maßlos überfordert ist und von einer sich tolerant gebenden Schulpolitik im Stich gelassen wird.

Der Erfahrungsbericht Susanne Wiesingers paßt freilich so gar nicht zu den Devisen der Bereicherungsideologie und der Politik der Willkommenskultur insbesondere der SPÖ, die in Wien auch im Schulbereich so ziemlich alle führenden Positionen innehat und die so tut, als sei ein Anteil von durchschnittlich 55 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund an Wiens Schulen und die Existenz von 135 Moscheen und Gebetsräumen in Wien keinerlei Problem. 

Die Erfahrungen der Lehrerin passen auch gar nicht zur Beschwichtigungsrhetorik von SPÖ-Funktionären und linken Lehrergewerkschaftlern, für die all die zahllosen Problemfälle immer nur Einzelfälle und ansonsten die Folge mangelnder Anstrengungen der Lehrerschaft bei der Integration muslimischer Schüler sind. Weil sie nicht in das so einfach strukturiert urteilende rot-grüne juste milieu paßt, gilt Susanne Wiesinger dort längst als islamophob, „rechts“ und rassistisch.

Ein paar wörtlich wiedergegebene Sätze mögen die Ehrlichkeit der Darstellung belegen. Über die Reaktion ihrer muslimischen Schüler auf den Anschlag vom 7. Januar 2017 auf Charlie Hebdo mit elf Ermordeten schreibt die Lehrerin: „Viele meiner Schüler feierten die Attentäter wie Helden.“ Über eine, die „ohnehin“ mit 18 verheiratet wird, schreibt sie, sich in die Perspektive mancher muslimischer Eltern versetzend: „Für ihr Leben braucht sie keine Bildung.“ Über den Islam insgesamt sagt Susanne Wiesinger: „Die Religion hatte unsere Schule im Griff.“ Und: „Wir sind ohnmächtig. Und oft denke ich: Die haben gewonnen und wir haben verloren.“ 

Was treibt Susanne Wiesinger um? Es geht ihr weniger um die längst überfällige grundlegende Debatte der Migrationspolitik, sondern um die Sorge, daß ihre Schüler selbst in der weiterführenden Schule nicht genug Deutsch verstehen und sprechen können, um dem Unterricht zu folgen, dafür aber die Zeit finden, am Tag fünfmal zu beten. Es geht ihr um Schüler, die trotz Leistungen unter vormaligem Sonderschulniveau dennoch passable Noten bekommen und zu Abschlüssen durchgeschoben werden.

An regulären Unterricht ist oft nicht mehr zu denken

Wien – ein Einzelfall? Oder steht die Stadt an der Donau nach denn Türkenbelagerungen von 1529 und 1683 nun unter anderen Vorzeichen inmitten einer dritten Belagerung oder bereits inmitten der Übernahme? Nein, Wien ist kein Einzelfall. Auch in vielen bundesdeutschen Städten ist die Situation die gleiche. Man will es nur nicht wahrhaben. Nur gelegentlich dringen vergleichbare katastrophale Zustände an deutschen Schulen in eine größere Öffentlichkeit.

Anfang November 2017 etwa kam über die FAZ ein Erfahrungsbericht der Leiterin der Berthold-Otto-Grundschule in Frankfurt-Griesheim an die Öffentlichkeit. Es handelt sich um eine Schule mit einem Anteil von 90 bis 100 Prozent Migrantenkindern in den Klassen. Die mutige Rektorin sagt, daß an regulären Unterricht nicht mehr zu denken sei; sie diagnostiziert, daß Lernstoff, der noch in den 1990er Jahren in der 2. Klasse bewältigt werden konnte, heute in die 4. Klasse verschoben werden muß. Besonders beklagt die Schulleiterin, daß sich die muslimischen Familien in großem Umfang durch den Islam radikalisiert hätten. Diese Eltern würden ihre Kinder nicht zum Lernen anhalten und nicht dazu verpflichten, Lehrer zu respektieren.

Wenig später fand ein Brief des Lehrerkollegiums der Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken den Weg in die Öffentlichkeit. Die Saarbrücker Zeitung hat ihn am 13. Dezember zum Aufmacher gemacht und getitelt: „Dramatischer Hilferuf von Saarbrücker Lehrern“. Dort ist von folgenden Zuständen die Rede: physische und verbale Gewalt gegen Mitschüler und Lehrer, Messerattacken, schwere Körperverletzungen, Drogen, Alkohol seien Alltag. Wörtlich: „Viele Kolleginnen haben Angst, bestimmte Schüler zu unterrichten.“ 

Den Rezensenten dieses Buches erreichen immer wieder ähnliche Schilderungen etwa von Grundschullehrerinnen: „Migrantenkinder haben ein exorbitantes Selbstbewußtsein. Zu diesem Selbstbewußtsein gesellt sich ein ausgeprägter Nehmermodus – unterstützt etwa durch verständnisvolle Rechtsanwälte.“ Oder: „Es sind nicht nur die Eltern, die ihre Kinder vom Lernen abhalten, sondern vor allem die Imame in den Moscheen, die jede Lernbereitschaft als obsolet erscheinen lassen. Das deutsche Bildungs-angebot ist ihnen entbehrlich, weil es in absehbarer Zeit abgelöst werde von Instanzen des Koran. Wozu dann Anstrengungen für Minderwertiges?“

Susanne Wiesingers Buch ist ein notwendiger Weckruf! Und es wird Zeit, daß wir für das fast zehnmal größere Deutschland bald ähnliche aufrüttelnde Tatsachenberichte bekommen und diese Berichte endlich in die Raumschiffe der obersten Exekutive durchdringen.






Josef Kraus, Jahrgang 1949, war von 1987 bis 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Zuletzt erschien im Herbig Verlag sein Buch: „Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt“ (München 2017).

Susanne Wiesinger: Kulturkampf im Klassenzimmer. Wie der Islam die Schulen verändert. Edition QVV, Wien 2018, gebunden, 214 Seiten, 24,90 Euro