© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Frisch gepresst

Theodor Fontane. Als Erzähler war der zunächst als Lyriker, Journalist, Militär- und Reiseschriftsteller bekannt gewordene Theodor Fontane (1819–1898) ein ausgesprochener Spätzünder. Seinen ersten Roman, „Vor dem Sturm“, legte er im 60. Lebensjahr vor. Die beiden Werke von weltliterarischem Rang, „Effi Briest“ und „Der Stechlin“, erschienen kurz vor seinem Tod. Ähnlich zögerlich kam die Fontane-Forschung in Gang, die, als deutsch-deutsche Koproduktion über den „antifaschistischen Schutzwall“ hinweg, erst in den 1960ern richtig Fahrt aufnahm. Seitdem sind, neben einem Berg an Forschungsliteratur, ein Dutzend gute Fontane-Biographien erschienen, unter denen die der Altmeister des Genres, Hans-Heinrich Reuter und Helmuth Nürnberger, immer noch als die besten herausragen. Daß die Schweizer Germanistin Regina Dieterle sich durch dieses weite, aber inzwischen wohlbestellte Feld nicht von einem weiteren Versuch abschrecken ließ, Leben und Werk Fontanes einem größeren Leserkreis zu vermitteln, zeugt von ihrem Vertrauen in die ungebrochene Faszination und Frische eines Autors, dessen 200. Geburtstag 2019 ansteht. Leider dominieren auch bei dieser kenntnisreichen, die Stoffmassen souverän handhabenden und verständlich aufbereitenden Verfasserin die eintönigen, journalistisch „kurzen Sätze“, die die Lektorate großer Verlage mittlerweile fast jeder Biographie als sprachliches Einheitsgewand verpassen. (dg)

Regina Dieterle: Theodor Fontane. Biografie. Carl Hanser Verlag, München 2018, gebunden, 832 Seiten, Abbildungen, 34 Euro





Monarchie. Der Historiker Benjamin Hasselhorn möchte einen „frischen, unvoreingenommenen Blick auf die letzte deutsche Monarchie werfen“ und widmet sich – ohne sich allzu kontrafaktisch zu verirren – der Frage, wie das Schicksal nach 1918 hätte verlaufen können, wenn Deutschland weiterhin ein Kaiserreich geblieben wäre. So hätte ein konstitutioneller Monarch nach Wilhelm II., dem er übrigens ein mildes historisches Zeugnis ausstellt, in „Weimar“ einen wertestiftenden Stabilitätsanker darstellen können, der totalitäre Verirrungen erschwert hätte. Hasselhorn stellt heraus, daß 1914 weder die Staatsform schuld am Ersten Weltkrieg war, noch der deutsche Kaiser im Volk verhaßt gewesen sei. (bä)

Benjamin Hasselhorn: Königstod. 1918 und das Ende der Monarchie in Deutschland. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, gebunden, 190 Seiten, 22 Euro