© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Umwelt
Papierne Zukunft
Wolfhard H. A. Schmid

Recycling-Papier schont die Umwelt. Deutschland – nach den USA, China und Japan der viertgrößte Papierhersteller – ist hier vorbildlich: Für grafische wie auch immer mehr für Braunpapiere (etwa Wellpappe) werden zu über 70 Prozent des Recyclingpapiers eingesetzt. Angesichts der Digitalisierung liegt das Wachstums­potential bei Verpackungspapier und Verpackungskarton. Dennoch sind sogenannte Naturpapier- und Kartonsorten nach wie vor sehr wichtig. Ihr Faserstoff besteht heutzutage weitgehend aus Sulfatzellstoff, also aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Und: Recyclingpapiere lassen sich nur fünf- bis siebenmal wiederverwenden, danach hat die Recyclingfaser wegen des Aufbereitungsprozesses keine Festigkeit mehr. Deshalb sind Naturpapiere und -kartons aus Zellstoff für den Recyclingprozeß weiterhin unverzichtbar, um die Festigkeitseigenschaften von Recycling-Papier sicherzustellen.

Neue Lebensmittel-verpackungen auf Holzfaserbasis sollen Plastikfolien ersetzen.

Wird der ökologische Fußabdruck des gesamten Herstellungsprozesses von Recycling-Papier betrachtet, so ist dieser im Gegensatz zur Herstellung von Zellstoff nicht allzu günstig. Die großen Sulfat-Zellstofffabriken sind hingegen „grüner“ als gedacht: Sie sind energetisch autonom, und sie bieten ihre Überschußenergie anderen Verbrauchern an. Im Gegensatz zu Verpackungen auf Kunststoffbasis haben Papier- und Kartonverpackungen einen großen ökologischen Vorteil: Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Neuentwicklungen zeigen, daß der Lebensmittelverpackung auf Holzfaserbasis die Zukunft gehören wird und nicht der Plastikfolie. Die Elektromobilität braucht für die Batterietechnik unvorstellbare Mengen des Leichtmetalls Lithium. Forscher der Papierbranche hoffen aber, daß Begleitstoffe der Zellstoffherstellung (etwa Lignin, der Klebstoff, der die Baumfasern zusammenhält) vielleicht eine Alternative zu Lithium wird – das wäre Recycling ganz anderer Art.