© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Eine Partei säuft ab“, JF 43/18

Wichtigsten Punkt nur gestreift

Der von mir sehr geschätzte Guido Reil touchiert in seiner Analyse zum Niedergang der SPD („Das verdiente Ende“) nur den wahren Punkt, warum sich diese Partei von der Arbeiterschaft entfremdet hat. Er beschreibt zwar das SPD-Funktionärsmilieu als Absolventen einer „Geschwätzwissenschaft“, die weitreichende Bedeutung des Gesagten bleibt aber im Dunkel. Daher sei hier an Schelskys „Priesterherrschaft und Klassenkampf“ (1973) erinnert. Den Gesellschaftswissenschaften, insbesondere der Soziologie, ist es gelungen, die Deutungshoheit über das zu erlangen, was als politisches Heil zu gelten hat. Es ist die Ideologie dessen, was im weitesten Sinn als Politische Korrektheit firmiert. Deren Adepten sind die neuen Rechtgläubigen, wozu auch die ehemalige Arbeiterpartei SPD und die Gewerkschaften gehören. Vollkommen in Übereinstimmung mit dem, wie Priesterherrschaft sei jeher funktioniert, verfügt die neue Priesterklasse auch über die Macht, Ungläubige mit einem Bannstrahl zu belegen (Kampf gegen Rechts). Da die Professorenschaft der Gesellschaftswissenschaften von ihrem gesellschaftlichen Hintergrund her größtenteils nicht der Arbeiterschaft entstammt, noch Multikulturalismus, Gender und dergleichen Interessenbelange der Arbeiterschaft betreffen, oder ihnen gar entgegenlaufen, war die Entfremdung der SPD von ihrer Stammklientel nur eine Frage der Zeit, seitdem sie sich ab den sechziger Jahren in die Botmäßigkeit dieser neuen Herren begeben hat. Sehr gut kompatibel zur herrschenden Priesterkaste sind hingegen die Grünen, woraus sich ihr Aufstieg erklärt.

Dr. Andreas Kraußer, Hamburg




Noch kurz den Staat ausrauben

Auf der Agenda steht die politische Selbstvernichtung der deutschen Sozialdemokratie. Die Bayernwahl hat hier große Fortschritte gebracht. Im Osten der Republik sind Sozis ja schon lange im einstelligen Wahlbereich. Die SPD spürt ihr Ende. Jetzt soll der deutsche Staat noch einmal ausgeraubt werden: ein europäischer Fonds zur Refinanzierung nationaler Arbeitslosenversicherungen im Fall einer Rezession. Finanzminister Scholz, einer der vielen makroökonomischen Laienschauspieler im Kabinett Merkel, möchte dieses Projekt in Europa vor dem Ende der Sozialdemokratie noch auf den Weg bringen. Die europäischen Finanzminister sollen Hilfe leisten. Damit würde in erweiterter Form die Schuldenfinanzierung anderer Staaten begünstigt und Deutschland abermals Zahlmeister.

Dipl.-Oec. Holger Gensicke, Landesbergen






Zu: „Bayern bebt“ von Dieter Stein & „Bayern wird ein bisserl bunter“ von Thorsten Brückner, JF 43/18

Noch kein Kreuzgang

Ich bin heilfroh, daß der Kelch an uns Bayern vorüberging und die Grünen nicht in die Regierung kommen. Nun weiß man ja, wo der Großteil der Journalisten politisch einzuordnen ist. Trotzdem stellt es mir immer wieder die Haare auf, wenn die Grünen in den Medien als liberal bezeichnet werden. Wenn es eine Partei gibt, die das Gegenteil von liberal ist, dann die Grünen. Viele Menschen, mich eingeschlossen, können es nicht ertragen, wenn ihnen jemand vorschreiben will, wie sie ihr Leben zu leben haben. Genau das tun die Grünen. Auf Punkt und Komma. Von der Wiege bis zur Bahre.

Stephan Zankl, München




Alm statt Christopher Street

Linke Parteien kamen in Bayern nur auf circa 30 Prozent. Die Bayern wissen also, daß man sein altes Haus nicht abreißt, bevor man nicht weiß, wie das neue aussehen soll, und daß Tradition auch entlastet. Die Bayern brauchen am Königssee keinen Christopher-Street-Day oder ähnliches, weil sie dort als Tradition den wunderschönen Almauf- und -abtrieb kennen.

Dieter Rakete, Hamburg






Zu: „Lieber an die kleine Glocke“ von Konrad Adam, JF 43/18

Ins falsche Horn geblasen

Konrad Adam bläst unbedacht in das Horn links orientierter Kritiker, wenn er den Versuch einiger AfD-Landesverbände, mit einem Online-Meldeportal „Neutrale Schule“ der grünen und Gender-Indoktrination von Schülern entgegenzutreten als „nach Denunziation riechend“ bezeichnet. Diese Indoktrination ist ein Skandal und geschieht nicht nur „in unerfreulichen Formen“, sie gehört endlich an die große Glocke! Selbstverständlich bei Wahrung von Vertraulichkeit, Datenschutz, Elternbeteiligung etc.

Dr. med. Reinhard Gnauck, Mainz






Zu: „Unheilbare Doppelmoral“ von Michael Paulwitz, JF 43/16

Geringschätzung des Volkes

Der scheinheilig zur Schau getragenen Doppelmoral der regierenden Musterknaben und -Frauen wohnt eine Krankheit inne, die schwer zu diagnistizieren und demnach noch schwerer zu heilen ist. Diese Krankheit ist im Frühstadium nicht erkannt oder nur bagatellisiert worden und hat mehrere Namen beziehungsweise Auswüchse als da sind: Selbstzufriedenheit und Bequemlichkeit, Komfortzone und Abgehobenheit in den verschiedenen Ämtern und Plenarsesseln, Geringschätzung des eigenen Volkes, Dummschwätzerei und Wichtigtuerei, Verschweigen von Tatsachen, Tabuisierung verschiedenster Themen, das Blockieren und Ablenken von öffentlichen, gesellschaftlichen Mißständen und Problemen und folglich das Denunzieren und Stigmatisieren derer, die mehr und mehr gegen Unrecht, grobe Fahrlässigkeiten von Regierungshandeln und Mißachtung des Grundgesetzes auf die Straße gehen und dort als „Pack“ und „brauner Mob“ verunglimpft werden. 

Daß Linksradikalismus inzwischen stark zugenommen und Rechtsradikalismus stark abgenommen hat (Verfassungsschutz 2017), ist weder den Kartellparteien noch ihren verbundenen Medien-Adlaten eine Zeile wert. Ebenso die berüchtigte links-grüne Demo mit Claudia Roth und mit Transparenten und lautstarken Bekundungen à la „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ und „Deutschland verrecke“. Dies scheint die Grünen-Wähler nicht zu erschrecken. Die links-grüne Hysterie kennt eben keine Argumente – nur dumpfe und aufgesetzte Schlagworte und Kampfbegriffe. Das reicht ihnen offensichtlich aus – und ihren Wählern.

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zu: „Angriff auf Deutschland“ von Dirk Spaniel & „Die Abzocke geht weiter“ von Jörg Fischer, JF 43/18

Marginale Unterschiede

Mein Eindruck ist, daß der Klimawandel aktuell medial so dermaßen forciert wird, daß es schon nicht mehr lächerlich, sondern eher beängstigend ist. Worin besteht denn noch der Unterschied zwischen einem afrikanischen Medizinmann, der seinen Stamm vor dem Wettergott in Angst und Schrecken hält, und unseren Klimawissenschaftlern? Die Worte und Methoden sind anders – aber qualitativ sehe ich da wirklich nur noch marginale Unterschiede.

Christoph Sattler, Freudenberg






Zur Meldung: „Abtreibungsärztin verliert Berufungsverfahren“, JF 43/18

Engelmacherin im Kulturteil

Zu den Äußerungen des Papstes, der Abtreibungen als Auftragsmord darstellt, ist bei Ihnen – trotz des Empörungs-shitstorms seitens der Emanzen – nichts erschienen. Zu der Klageabweisung einer Ärztin, die im Internet Reklame für ihre Abtreibungspraxis betrieben hat, erschien stattdessen eine Meldung auf Ihren Kulturseiten. Was Abtreibung mit „Kultur“ zu tun hat, ist mir nicht ersichtlich. Ich selbst bin ein uneheliches Kind, für meine Mutter hätte nach heutigem Verständnis die „soziale Indikation“ bestanden; mein Vater, ein Arzt, hätte es sicher leicht gehabt, den „faux pas de deux“ zu beseitigen. Ich bin meiner Mutter dankbar, daß sie mir das Leben geschenkt hat, und bin meinem Vater dankbar, daß er zu mir gestanden hat. 

Die Abtreibungsärztin, die keine Reklame für ihre Praxis (früher sagte man „Engelmacherin“ dazu) ins Internet stellen darf, will weiter klagen. Welcher Zynismus – wo bleibt da die Würde des werdenden Kindes, das als lebensunwert betrachtet wird? Bei 96 Prozent der Abtreibungen handelt es sich um die sogenannte „soziale Indikation“, etwa 100.000 Menschen wird jährlich das Recht auf Leben abgesprochen. Das Mordmerkmal der Heimtücke und Grausamkeit (Zerstückelung des Embryos) ist so gegeben (Paragraph 211 StGB). Es mutet fast wie ein Treppenwitz an, daß ausgerechnet die AfD als einzige Partei in ihrem Programm (Ziffer 6.7) feststellt: „Lebensschutz beginnt bereits beim Embryo.“

Dr. phil. Friedrich Lederer, Bad Reichenhall






Zu: „Für die Sondermüll-Lawine keinerlei Vorsorge getroffen“ von Christoph Keller, JF 43/18

Versiegelte Fläche ausrechnen

Vielen Dank, daß Sie hier die Umweltschäden durch die Windräder-Entsorgung thematisieren, die den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Merdien scheinbar kaum bewußt ist. Das Materialgemisch aus Plaste und Harz für die Rotorblätter ist de facto nicht entsorgbar. Wehe, die DDR hätte so eine Umweltsünde hinterlassen ...

Die Grünen kann man auch vergessen. Da, wo Randale angezettelt wird, sind sie vorn mit dabei (siehe Castor-Transporte). Aber beim Thema Windkraft-Energie scheiden sich die grünen Geister, und bei der Entsorgung tauchen die Grünen genauso ab wie alle anderen durch Lobbyisten geförderten Parteien. Das Umweltbewußtsein der Grünen ist mehr als scheinheilig. 350 Quadratmeter nimmt der Betonsockel eines Windrades in Anspruch: Das ist die Größe eines durchschnittlichen Kleingartens. Und wie viele Windräder haben wir in Deutschland? Knapp 30.000, bis zu 60.000 sollen es werden. Jedes entsorgte Windrad hinterläßt so einen Sockel; und jedes Neue bedarf eines neuen Sockelfundaments. Es kann sich jeder selbst ausrechnen, wie groß die versiegelte Fläche ist. 

Aber, wie man so schön sagt, da wächst Gras drüber, aus den Augen, aus dem Sinn. Der Mensch ist die einzige Spezies, die Müll verursacht. Die Hinterlassenschaften aller anderen Lebewesen gehen zu 100 Prozent in den Kreislauf der Natur über, nur der Mensch fabriziert Müll. Vielleicht ist es ja wie folgt: Da treffen sich zwei Planeten und die Erde im Weltraum, und ein Planet sagt zur Erde, „Erde, du siehst schlecht aus, geht es dir nicht gut?“ „Ach“, sagt die Erde, „Ich habe Menschen“. Sagt der andere Planet: „Das geht wieder weg.“

Albrecht Krenbauer, Langenwetzendorf






Zu: „Neuen Realitäten stellen“ von Christian Vollradt, JF 42/18

Mehr Schutz und Unterstützung

Was sind wir für ein geläuterter Rechtsstaat, wo deutsche Bürger jüdischen Glaubens sich dafür rechtfertigen sollen, daß sie nicht dem griffigen Klischee der politischen Meinungsbilder entsprechen. Ist es nicht auch ihr verfassungsmäßig garantiertes Recht, sich einer demokratisch gewählten Partei anzuschließen, von der sie sich mehr Schutz und Unterstützung gegen die sich verstärkende Judenfeindlichkeit der zugewanderten Asylbewerber versprechen. Im übrigen spricht es nicht gerade für unsere Parteien der Mitte, wenn sich jüdische Mitbürger eher der oft gescholtenen und verunglimpften AfD anschließen als den sogenannten demokratischen Parteien unseres Landes.

Rolf Trötschel, Berlin






Zu: „Weltethiker aus der Provinz“ von Dirk Glaser, JF 42/18

Schreckliche Lektüre

Dieser Beitrag ist wieder mal beispielhaft für das typische Problem schreibender Denker: Bandwurm-Formulierungen, die nur schwer zu verstehen sind. Besonders der drittletzte Absatz ist schrecklich zu lesen. Ohne Qualitätsverlust ließen sich hier fünf einzelne Sätze bilden. Allerdings würden dann bestimmte Begriffe, zum Beispiel die „Expektorationen“ besonders präsentiert. Leser wollen weitertragen, untereinander kommunizieren, aber nicht belehrt werden.

Angela Schreiber-d´Antraigues, Bonn






Zu: „Satire für Erwachsene“ von Verena Rosenkranz, JF 42/18

Verbindungen ins Jenseits

Es war mir gar nicht bekannt, daß Bruno Vincent Kontakte ins Jenseits pflegt. Denn die „Zusammenarbeit mit der englischen Original-Autorin Enid Blyton“ ist nur so vorstellbar, da letztere 1968 verstorben ist.

Henning Lwowski, Stuttgart






Zu: „Stabiles Machtgefüge“ von Dieter Menke, JF 41/18

Niedergang von Pflanze und Tier

Wenigstens relativiert dieser Beitrag die recht einseitige Sicht Ihres Kommentars „Was die Bauern brauchen“ (JF 36/18). Tatsächlich produzieren achtzig Prozent der landwirtschaftlichen Großbetriebe vor allem Mais, Raps und Stärkekartoffeln produzieren – nichts, wovon wir uns wirklich ernähren können. Dabei vernichten die Bauern ihren Boden durch giftige Gülle, Kunstdünger und giftige Spritzmittel. Mikroorganismen, die unser aller Leben absichern, die sich auf der Haut und bei uns auch im Darm befinden, werden umgebracht und damit auch der Humusboden. Mit Unkrautvernichtungsmitteln werden die Wildkräuter vernichtet und mit tonnenschwerem Gerät der Boden verdichtet. Wenn diese Methoden enden, liegt es dann auch im Interesse der Allgemeinheit, das zu bezahlen? Wie arrogant und kurzsichtig ist es, den Niedergang dieser Arbeitsweise nicht zu erkennen, mit den Pflanzen und den Tieren kein Mitleid zu haben und zu glauben, daß die Menschheit nicht dringend umdenken muß.

Kurt Langenbruch, Visselhövede