© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/18 / 02. November 2018

Schockierende Details
Freiburg: Nach der Gruppenvergewaltigung einer 18jährigen kommt es zu Protesten / Hätte ein Haftbefehl vollstreckt werden können?
Björn Harms

Auch strömender Regen hielt die Protestierer nicht ab. Nach der brutalen Gruppenvergewaltigung einer 18jährigen Studentin in Freiburg fanden sich am Montag abend rund 500 Sympathisanten der AfD im Breisgau ein, um für sichere Grenzen zu demonstrieren und gleichzeitig ihren Unmut über die derzeitigen Zustände kundzutun. Ähnlich wie in Chemnitz oder Köthen hatte bereits im Vorfeld eine breite Front dagegen mobil gemacht. „Wir überlassen den Rechten nicht die Straße“, lautete die unversöhnliche Botschaft des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“. Der Versuch, die Gruppenvergewaltigung für „die eigene fremdenfeindliche Politik zu vereinnahmen und Geflüchtete allgemein zu kriminalisieren“, sei berechnende Strategie.

So störten am Abend rund 1.500 Gegendemonstranten die Veranstaltung immer wieder mit lauten Zwischenrufen. „Ganz Freiburg haßt die AfD!“, schallte es über den Rathausplatz. Laut Augenzeugen kam es später auch zu Rangeleien zwischen Polizisten und Linksextremisten, die versuchten, den AfD-Zug aufzuhalten.

Mutmaßlicher Haupttäter gilt als hochkriminell

Unterdessen kamen in den vergangenen Tagen immer neue Details zur schrecklichen Vergewaltigung zum Vorschein. Demnach befand sich das 18jährige deutsche Opfer laut Polizeiangaben in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober mit einer Freundin in einer Diskothek im Freiburger Norden. Ein ihr fremder Mann habe sie angesprochen und ein Getränk spendiert. Ob sich darin K.o.-Tropfen oder andere Drogen befanden, scheint derzeit noch unklar. Im Blut des Opfers sei jedoch ein berauschendes Mittel nachgewiesen worden. 

Gegen Mitternacht habe die Frau gemeinsam mit dem unbekannten Mann die Diskothek verlassen. Anschließend verging sich der Täter laut dem Bericht in einem nahe gelegenen Gebüsch an seinem Opfer, bevor mindestens sieben weitere Männer die inzwischen wehrlose Frau über vier Stunden ebenfalls vergewaltigten.

Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Freiburg richtete unmittelbar nach Anzeige der Tat die mittlerweile 13köpfige „Ermittlungsgruppe Club“ (EG Club) ein, die in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft in alle Richtungen ermittelte. Ein erster Erfolg stellte sich bereits nach kurzer Zeit ein. Eine DNA-Spur am Tatort führte zu einem Treffer in der Datenbank. Der 19jährige Syrer Ahmed Al H. wurde anschließend in einer Freiburger Flüchtlingsunterkunft festgenommen.

In den folgenden zwei Wochen führten die Nachforschungen zur Ergreifung weiterer sieben Tatverdächtiger, darunter ein Asylbewerber aus dem Irak, fünf Syrer und ein deutscher Staatsbürger. Bis auf den irakischen Staatsbürger waren alle mutmaßlichen Täter polizeibekannt, die meisten aufgrund von Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung oder Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Doch noch immer dauern die Ermittlungen an. Die Beteiligung weiterer Personen könne nicht ausgeschlossen werden, teilte die Polizei mit. 

Als Haupttäter und Organisator der Gruppenvergewaltigung gilt der 21 Jahre alte kurdischstämmige Syrer Majid H., der als hochkriminell beschrieben wird. „Ständig war die Polizei hier“, zitierte die Bild-Zeitung seinen ehemaligen Vermieter. „Immer wieder warf H. Möbel aus seinem Zimmer. Er war gewalttätig, schlug seine Nachbarn und sogar einen Behinderten zusammen.“ Gegen H. laufen derzeit mehrere Verfahren. Die Vorwürfe: gefährliche Körperverletzung, einfache Körperverletzung, körperliche Mißhandlung, exhibitionistische Handlungen und versuchte sexuelle Nötigung. 

Auch ein Haftbefehl lag längere Zeit vor. Die Polizei allerdings griff nicht ein. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, wie es aus dem baden-württembergischen Innenministerium heißt. Das sei nicht ungewöhnlich. Der Haftbefehl sollte „im Zusammenhang mit einer weiteren strafprozessualen Maßnahme zeitnah vollzogen werden“.

Doch welche Sofortmaßnahmen, könnten künftig helfen, das Risiko derartiger Verbrechen zu minimieren? Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) etwa forderte unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat, die Bewegungsfreiheit von gewaltbereiten Asylbewerbern mit einer Wohnsitzauflage in „entlegenen und sicheren Landeseinrichtungen“ einzuschränken. Der „Spurwechsel raus aus den Städten“ solle laut Palmer dann greifen, wenn Polizei und Sozialarbeiter vor Ort Kenntnis von Asylbewerbern haben, die wiederholt Gewaltbereitschaft zeigten, aber keine Integrationsanstrengungen. „Dann kann die jeweilige Kommune einen Antrag beim Land auf Erlaß einer Wohnsitzauflage in einer staatlichen Einrichtung stellen. Das Instrument existiert bereits, das erfordert also keine Gesetzesänderung.“ 

AfD-Chef Jörg Meuthen ging noch einen Schritt weiter. „Die Politik muß dringend Maßnahmen zum Schutz unserer Frauen ergreifen. Eine Ausgangssperre für Asylbewerber wäre eine solche Maßnahme“, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. Wenn deutsche Soldaten Monate in Kasernen verbringen könnten, dann sei das auch von Asylbewerbern zu erwarten, die hierzulande den Schutz unserer Gesellschaft suchten. Um die Sicherheitslage vor Ort zu verbessern, wollen sich nun auch Vertreter der Stadt Freiburg mit Polizei und Innenministerium zu Gesprächen zusammensetzen.