© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/18 / 02. November 2018

Grüße aus Bern
Weiter so, Young Boys
Frank Liebermann

Der Berner Fußballclub Young Boys ist in Deutschland schon seit längerer Zeit bekannt. Nicht wegen seiner außergewöhnlichen fußballerischen Leistung, eher wegen des Comedians Michael Mittermeier. Dieser hat sich engagiert über den Namen des Clubs und die Trikots in Biene-Maja-Farben lustig gemacht. 

Auch englischsprachige Menschen sind über die Young Boys amüsiert, die auch noch im Wankdorf-Stadion spielen. „To wank“ ist im englischen eine leicht vulgäre Bezeichnung für die männliche Selbstbefriedigung. Der seltsame Vereinsname stammt aus den Anfängen im Jahr 1897. Dort spielte eine Mannschaft Fußball gegen die „Old Boys“ aus Basel. Dieser in der Schweiz noch neue Sport hinterließ bei ein paar zuschauenden Studenten einen nachhaltigen Eindruck, worauf sie den Club „Young Boys“ gründeten. 

Nach 32 Jahren Flaute und Schmach stand die Stadt Kopf und feierte das Team euphorisch.

Der Berner Fußballverein war viele Jahre eine Lachnummer, weit über die Stadt hinaus. Mehrere Male stand das Team kurz davor, Meister zu werden, versemmelte dies aber immer wieder in Spielen gegen vermeintlich schwächere Gegner, einmal in den letzten Spielminuten der Saison. Auch das Scheitern gegen Fünftligisten im Pokal trug zum Trottelimage der Mannschaft bei. Etwas „veryoungboysen“ ist in Bern seit geraumer Zeit ein geflügeltes Wort. Es bedeutet in etwa soviel wie „vor der Ziellinie stolpern“ oder, um in der Fußballsprache zu bleiben, „einen Elfmeter auf das leere Tor verschießen“. „Veryoungboysen“ läßt sich in Bern alles: das Abitur, der Job oder die Beziehung. 

Dieses Jahr ist alles anders. Die Kicker beenden den lang anhaltenden Fluch. Die Berner wurden nach einer sensationellen Saison verdienter Schweizer Meister. Die  Stadt stand Kopf und feierte das Team euphorisch. Nach 32 Jahren ist das Selbstbewußtsein zurück. Jahrelanges Leiden wurde beendet. 

Doch nun ist ein weiteres Wunder eingetreten. Die Mannschaft darf erstmals in der Champions League antreten. Mit Manchester United, Juventus Turin und dem FC Valencia haben die Berner harte Brocken als Gegner bekommen. Es wurde erwartet, daß sie der Punktelieferant für Europas  Spitzenteams sind. Vergangene Woche ist nun ein zweites Wunder von Bern geschehen. Gegen Valencia schafften es die Berner, ihr erstes Tor in der europäischen Spitzenliga zu schießen. Und nicht nur das. Sie kassierten nur ein Gegentor und schafften den ersten Punkt. Hoffen wir, daß die Young Boys so weitermachen!