© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Aufgeschnappt
Blink-blink-Botschaften
Matthias Bäkermann

Mehr Digitalisierung fordern heute viele, auch wenn sie darunter alles Mögliche verstehen: Von Glasfaserausbau, Internet in Hintertupfingen, Schülern mit Laptop bis zu Flugtaxen oder „Industrie 4.0“ imaginiert man dann.

In der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai hat die digitale Zukunft mit dem „BlessU-2“ eine ganz konkrete Gestalt gewonnen. Der „Segensroboter“ stand nämlich vergangenen Sonntag im Mittelpunkt des „ersten Digital-Gottesdienstes“. Genauer gesagt stand ein umgebauter Geldautomat mit Anmutung eines Science-fiction-Films aus den siebziger Jahren im Altarraum, wo technisch ganz Aufgeschlossene wie Pastorin Corinna Senf sich von dessen blinkenden Roboterarmen und einprogrammierten Sprachnachrichten sogar segnen ließen. Statt einer traditionellen Predigt wurden digitale Nachrichten mit anwesenden „Neugierigen“ und „mit der Netzgemeinde“ über soziale Medien diskutiert. „Die digitale Technik wird im Alltag weiter an Bedeutung gewinnen“, zitiert das Portal evangelisch.de Hauptpastor Martin Vetters hellsichtige Botschaften. Allerdings fanden den „Digital-Gottendienst“ nicht alle gut. Ein Grüppchen von „traditionellen Kirchgängern“ demonstrierte lautstark vor dem halbgefüllten Gotteshaus in Harvestehude gegen den „blasphemischen Humbug“.