© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Die digitale Renaissance des Goldes
Geld entpolitisieren
Thorsten Polleit

Allen Unkenrufen zum Trotz: Der US-Dollar bleibt bis auf weiteres die unangefochtene Weltreservewährung. Er repräsentiert nicht nur das Geld der wirtschaftlich und militärisch machtvollsten Volkswirtschaft der Welt. Der Greenback ist auch nach wie vor die wichtigste Transaktions- und Finanzierungswährung auf dem Globus. Und so sehr sich China und Rußland auch mühen, ihre Dollar-Abhängigkeit zu mildern: Weder Renminbi noch Rubel könnten ihm derzeit die Stirn bieten. Ganz zu schweigen vom Euro, der Kunstwährung für 19 Staaten, die von einer Staaten- und Bankenkrise zur anderen stolpert, und die früher oder später vor einer echten Zerreißprobe stehen wird.

Wenn überhaupt, dann bekommt der US-Dollar letztlich nur vom Gold oder einer Kryptowährung Konkurrenz. Und gerade beim Gold tut sich mittlerweile Erstaunliches. Einige US-Bundesstaaten – Arizona, Utah, Wyoming und andere – haben Gold und Silber als gesetzliche Zahlungsmittel anerkannt, und sie haben zudem die Edelmetalle von der Umsatz- und Kapitalertragssteuer befreit. Dadurch können nun Gold und Silber zu Alternativen zum Greenback aufsteigen. Das, was in den US-Bundesstaaten gelungen ist, soll nun auch auf die US-Bundesebene ausgeweitet werden. Doch das ist noch nicht alles.

Die Britische Münze (Royal Mint) bietet „digitalisiertes Gold“ an: Der Anleger, der sein Gold bei ihr lagert, erhält dafür „Royal Mint Gold“ (RMG), eine Recheneinheit, handelbar gemacht mittels „Blockchain“. Ein RMG repräsentiert ein Gramm Gold – er entspricht also etwa 40 Euro. Ähnliche Ambitionen hat die Perth Mint in Australien. Moderne Technologie macht es möglich: Mit ihr läßt sich das Gold – und auch andere Edelmetalle – in das digitale Zeitalter überführen. Eine aus ökonomischer Sicht großartige Entwicklungsperspektive – denn Edelmetalle, allen voran Gold und Silber, sind perfekte Geldarten.

Ein produktiver Währungswettbewerb kann so in Gang kommen: Die Menschen können wählen, welches Geld sie zu halten wünschen. So wird der Mißbrauchsspielraum der Zentralbanken eingegrenzt. Inflationiert zum Beispiel die US-Zentralbank den Dollar zu stark, haben die Geldhalter die Möglichkeit, auf zum Beispiel Gold und Silber auszuweichen. Ein Währungswettbewerb wäre in gleicher Weise auch für Bürger und Unternehmen im Euroraum von Vorteil. Und ein Währungswettbewerb wäre auch viel wirksamer, den Menschen im Euroraum verläßliches Geld zu bescheren, als es politische Verbesserungs- und Eingrenzungsbemühungen für die EZB-Geldpolitik jemals sein könnten. Der technologische Fortschritt bringt ein attraktives Angebot: digitalisiertes, entpolitisiertes Geld.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts.

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