Beim Spiegel sind angesichts erodierender Lesergefolgschaft wohl sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Der Kolumnist Markus Feldenkirchen hatte vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen einen Bordell-Skandal um die AfD-Bundestagsfraktion frei erfunden. Die Geschichte wurde sowohl im gedruckten Heft als auch auf Spiegel Online veröffentlicht. 

Die Richtigstellung der bewußten Falschmeldung war hinter der Bezahlschranke versteckt. 

In Feldenkirchens Kolumne der Ausgabe 42/2018 stand unter der Überschrift „Erschütterndes von der AfD“ unter anderem: „Ein prominentes Mitglied der Fraktion ließ sich zweimal pro Woche von der Fahrbereitschaft des Bundestags in ein Bordell chauffieren und reichte die Rechnungen mit den Einzelposten ‘Rosi’ und ‘Rosé’ später sogar als Bewirtungsbeleg bei der Bundestagsverwaltung ein.“ 

Unten im Text folgt die Auflösung: „Und nun zur Wahrheit: Keine dieser Informationen stimmt. Hoffe ich zumindest. Ich habe sie mir ausgedacht.“ Das Hamburger Blatt gab dazu eine krude Erklärung ab: Der Text behandle den „Wahrheitsgehalt von ‘Nachrichten’, die von AfD-Mitgliedern und deren Sympathisanten im Netz geteilt werden, um Ressentiments zu schüren“. Was immer das bedeuten soll.

Online war die Richtigstellung der bewußten Falschmeldung hinter der Bezahlschranke versteckt, so daß sie die meisten Leser nicht wahrnehmen konnten. Folge: In vielen sozialen Medien wurde die Lüge mit Berufung auf die angeblich „seriöse“ Quelle verbreitet.

Die AfD erwirkte eine strafbewehrte Unterlassungserklärung. Das vormalige „Sturmgeschütz der Demokratie“ leitete den schnellen Rückzug ein, nicht ohne noch trotzig zu betonen, man habe die Erklärung „kulanzweise“ abgegeben. Zudem mußte der Spiegel die Bezahlschranke so versetzen, daß die „Auflösung“ auch gebührenfrei zu lesen ist. Das kommt dabei heraus, wenn die Redaktionen mit ideologisch fanatisierter Hochschul-Plebs gefüllt werden.