© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Umwelt
Arten sterben
Volker Kempf

Während alle vom Klimawandel sprechen, als gäbe es sonst kein Umweltproblem, hebt der WWF (World Wide Fund for Nature) mit seinem alle zwei Jahre erscheinenden Living Planet Report (LPR) klassische ökologische Probleme hervor. Die neueste Ausgabe legt das Ausmaß des menschlichen Raubbaus an der Erde dar. Auf Basis wissenschaftlicher Studien werden Daten ausgewählt, die Tier- und Pflanzenarten und die Entwicklung ihrer Bestandsgrößen beziffern. Das ist richtig und wichtig, da die Artenvielfalt einen Indikator für den Zustand eines Ökosystems darstellt.

Seit mehr als 40 Jahren gehen hiernach die Tierbestände zurück, lautet die nüchterne Fortschreibung menschlichen Wirtschaftens. Seit dem Beginn der Messungen um 1970 sind fast zwei Drittel Verlust. Seit 2016 sind das zwei weitere Prozentpunkte verlorengegangen. Wer auf eine Trendumkehr wartet, wird enttäuscht. Dazu gehört, daß der Verbrauch nicht nachwachsender Ressourcen weiter steigt.

Nach dem ökologischen Fußabdruck bräuchte die Menschheit momentan 1,7 Erden.

Der ökologische Fußabdruck der Menschheit wird damit permanent größer. 1,7 Erden bräuchte die Menschheit momentan, um ihren Ressourcenverbrauch zu decken. Die Forderung des WWF lautet, die Überbeanspruchung der Erde zu beenden. Aber wie soll das gehen? Die Ursachen sind Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Ersteres wird medial durch Klimawandeldebatten überlagert. Daß ein Schwellenland auf Wachstum verzichtet oder Deutschland oder die USA freiwillig sich in Askese üben ist utopisch.

Also wird der nächste Bericht wieder schlechte Nachrichten produzieren. Es ist Zeit, über das Bevölkerungswachstum zu diskutieren und Forderungen zur Begrenzung aufzustellen – mit human vertretbaren Verhütungsmitteln und mit Bildung. Die den größten Bogen um genau dieses Kardinalproblem machen, sind paradoxerweise die, die sich Die Grünen nennen. Welch eine Farce.