© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Zeitschriftenkritik: RKW Magazin
Gründergeist fördern
Werner Olles

Die neuesten Daten zeigen: In Deutschland entstehen vergleichsweise nur wenige neue Unternehmen. Darüber hinaus suchen zahlreiche Unternehmer händeringend und doch sehr oft erfolglos nach Unternehmensnachfolgern. Das viermal jährlich mit einer Auflage von 7.500 Exemplaren erscheinende RKW Magazin, das vom RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. herausgegeben wird, richtet seinen Blick daher auf den Gründer- und Unternehmergeist. So findet sich in dem Heft eine Analyse der deutschen Gründungsaktivitäten und Gründungseinstellungen im Ländervergleich. Geht es doch vor allem darum, in Deutschland Gründergeist, Gründungskultur und Gründerökosysteme voranzubringen, zu stärken und mitzugestalten.

Die Reise durch die Welt des Unternehmertums beginnt mit positiv wahrgenommenen Eigenschaften wie „Aktivität, Neuerung, Verbesserung, Mut, Leidenschaft, Erfolg, Freude und vielem mehr“. Es geht jedoch auch um eine zielgerichtete Geisteshaltung, die es dem Unternehmensgründer ebenso wie dem gestandenen Unternehmer ermöglicht, mit immer neuen Ideen marktfähige Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Das RKW Kompetenzzentrum plädiert daher dafür, Kreativität und Tatendrang schon bei Kindern und Jugendlichen früh zu fördern, Inspirationen aus anderen Ländern (Silicon Valley) aufzunehmen und dies mit Einblicken in das Gründungsgeschehen in Deutschland zu vergleichen. Die Frage müsse gestellt werden: „Fehlt uns Deutschen Unternehmergeist?“ Es gelte die Fakten zur Kenntnis zu nehmen: geringe Risikofreude, Sicherheitsorientierung und Angst vor dem Scheitern. Dabei gebe es in Deutschland viele erfolgreiche Initiativen und Netzwerke; berufliche Selbständigkeit werde jährlich in bis zu 2.000 Workshops, Seminaren, Planspielen, Wettbewerben und vielen weiteren Veranstaltungen im Rahmen der „Gründerwoche Deutschland“ bundesweit in all ihren Facetten thematisiert.

Eine nicht ganz unwichtige Rolle spiele auch der Einfluß gesellschaftlicher Werte und Normen, wobei die Verantwortung des einzelnen für die eigene Lebensgestaltung zuwenig betont werde. Hinzu komme der demographische Wandel und ein ausgeprägtes Sozialsystem, die die Begeisterung für die Selbständigkeit dämpften. Schwächen zeigten sich auch in der schulischen und außerschulischen Gründungsausbildung und in der enormen Belastung durch Steuern, Regulierungen und Sozialabgaben. Nicht gut bestellt sei es auch bei Autonomie und Eigeninitiative, hier liege Deutschland im hinteren Teil des Rankings, während Israel, Kanada, Holland und Estland hinsichtlich soziokultureller Normen ganz vorne stehen. Die Gründungsquoten in diesen Ländern seien etwa doppelt so hoch. Verändern ließen sich die Einstellungen gegenüber unternehmerischer Selbständigkeit jedoch nur mittel- bis langfristig. 

Kontakt: RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V., RKW Kompetenzzentrum, Düsseldorfer Str. 40A, 65760 Eschborn. 

  www.rkw-magazin.de