© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Leserbriefe

Zu: „Zurück zur Autorität“ von Josef Kraus, JF 45/18

Befremdliches Du

Vor ziemlich genau 40 Jahren kam unsere Tochter, heute 55 Jahre alt, Schülerin eines großen Mainzer Gymnasiums von der Schule zurück und berichtete begeistert von einer neuen, jungen Lehrerin, zu der die Schülerinnen „Du“ sagen durften. Nachmittags lud die Lehrerin zum Tee in ihre Wohnung ein. Ich kann mich noch in Erinnerung an meine eigene Schulzeit an mein Befremden darüber erinnern. Nach einigen Wochen verstummten die Äußerungen der Tochter. Auf Nachfrage kam die Antwort: „Ach, diese blöde Kuh ...“

Robert Roth, Gau-Algesheim




Bildungssozialismus

Heutzutage sind nicht nur Tierarten vom Aussterben bedroht, sondern auch Intelligenz, Höflichkeit, Respekt, Treue, Ehrlichkeit und Zusammenhalt. 

Jahrzehntelang orientierte sich die Bildung in Deutschland am Prinzip von Wilhelm von Humboldts „Bildung der Individualität“. Heute ist die Bildungspolitik in Deutschland stark beeinflußt durch eine rot-grüne Ideologie, quasi einen Bildungssozialismus, durch Gleichmacherei mit inflationärer Notengebung und durch Erodierung der Autorität der Lehrkraft. Erschwerend kommen Migranten aus bildungsfernen Milieus hinzu sowie die gegenüber Mitschülern und auch Lehrkräften aggressiven bis gewalttätigen moslemischen Schüler. Und mit dem sogenannten Bologna-Prozeß hat ein weiterer Baustein die Humboldtsche Bildung wesentlich verändert, nämlich eine Pseudo-Vereinheitlichung, aber in Wirklichkeit ein verflachtes, verschultes Studium, bei dem Tiefenwissen und akademische Freiheit weitestgehend auf der Strecke blieben. Der Verdacht liegt nahe, daß auf diese Weise eher schwache, orientierungslose, beliebig manipulierbare Individuen geschaffen werden, die sich leicht lenken und mißbrauchen lassen. 

Herr Kraus nennt die richtigen Stellschrauben, die es zu verändern gilt, wenn wir wieder in Ansätzen zum vielzitierten Volk der Dichter und Denker zurückkehren wollen und auch den ständigen Aderlaß unserer Hochbegabten in die USA stoppen wollen. Mein Fazit: Die Bildungsdiktatur der rot-grünen Kultusminister, unterstützt durch die GEW und leider viele willig nacheifernde Pädagogen sind der Garaus der deutschen Bildungspolitik mit ihren ständigen Reförmchen, bei denen sich Pädagogen wie Schüler wie Versuchskaninchen vorkommen. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?

Hartmut Völkel, Olpe






Zu: „Abschied von der Macht“ von Dieter Stein, JF 45/18

Höchst gefährliche Restlaufzeit

Ist Merkel nach ihrem Verzicht auf den Parteivorsitz tatsächlich schon „politisch erledigt“? Ist das registrierte „Aufatmen“ wirklich angebracht? Man täusche sich nicht! Einiges spricht dafür, daß diese ehemalige FDJ-Funktionärin während der Restlaufzeit ihrer Kanzlerschaft, weitgehend unbehelligt von Kritikern aus ihrer Partei, alle Energie darauf verwenden wird, ihr Zerstörungswerk zu vollenden. 

Auf der Agenda steht offenbar nichts weniger als die finale Abwicklung der nationalen Souveränität Deutschlands durch noch „mehr Europa“: Ausbau der EU-Schuldengemeinschaft, Vergemeinschaftung von Sozialversicherungen und weitere Maßnahmen zur „Eurorettung“ zu Lasten des deutschen Volkes. Zu befürchten steht nach der bereits beschlossenen Zustimmung zu dem ominösen, von verfänglichen unbestimmten Rechtsbegriffen strotzenden „Global Compact for Migration“ dessen pflichtschuldiger Vollzug im Interesse einer mächtigen, global organisierten Migrationslobby. Innenpolitisch soll die „Energiewende“ durch eine flächendeckende Verschandelung der deutschen Landschaften mit monströsen Windindustrieanlagen vollendet werden – ein kostspieliger Irrsinn, über den alle Welt außerhalb Deutschlands nur noch den Kopf schüttelt. Zu erwarten ist ferner, daß die Maßnahmen zur Knebelung der Kritiker dieser Politik im Zusammenspiel mit den dominierenden linkslastigen Medien und Spitzelorganisationen durch Diffamierung, Stigmatisierung und Kriminalisierung Andersdenkender weiter verschärft werden.

Karl-Heinz Ruda, Niedermurach




Es bleibt nur die Abwackprämie

Was bleibt zum Schluß von Merkel? Von Adenauer war es die Westintegration, von Brandt die Ostverträge, von Schmidt die Durchsetzung des Nato-Doppelbeschlusses, von Kohl die Wiedervereinigung, von Schröder die Agenda 2010. Doch von Merkel wüßte ich nichts Positives. Stattdessen die Abwrackprämie, die Beibehaltung der kalten Progression, das Alleinelassen der Kommunen und Ehrenamtlichen mit ihrer Willkommenskultur.

Markus Speer, Pforzheim






Zu: „‘Enttäuschend und bitter’“ von Jörg Kürschner, JF 45/18

Nicht am Schicksalstag

Angela Merkel will sich tatsächlich und freiwillig aus der Politik zurückziehen – na also, geht doch! Daß ich das noch erleben darf! Mein Dank gilt ihr auch dafür, daß sie diese Absicht nicht am Schicksalstag der Deutschen, dem 9. November, angekündigt hat.

Henning Sachs, Kiel




Größten Schaden verursacht

Wenn es denn stimmt, daß Merkel schon Wochen oder gar Monate vor den für die GroKo verhängnisvollen Wahlen in Bayern und Hessen den Entschluß gefaßt hatte, sich aus der Politik schrittweise zurückzuziehen und hierüber geschwiegen hat, allein um die Ergebnisse dieser Wahlen abzuwarten, dann hat sie damit den Unionsparteien den größten Schaden zugefügt, der überhaupt anzurichten war. Wäre sie nämlich beizeiten damit herausgerückt, so wäre der Großteil der potentiellen, gerade noch ihretwegen davongelaufenen Unionswähler wohl bei der Stange geblieben.

Hans-Gert Kessler, München






Zur Meldung: „Gotteslästerung ist in Irland jetzt erlaubt“, JF 45/18

Irritierende Überschrift

Richtig ist, daß Blasphemie nicht mehr juristisch verfolgt und bestraft wird. „Erlaubt“ ist sie in demselben Sinne, in dem lautes Rülpsen und Furzen in U-Bahn-Zügen erlaubt ist. In der Praxis geht es heute noch viel weiter. Inzwischen ist auch vieles „erlaubt“, was durchaus noch in den Strafgesetzbüchern steht, einfach deshalb, weil die Polizei rein personell nicht mehr imstande ist, für jeden Verstoß mit einer Hundertschaft zum Eigenschutz auszurücken.

Axel Berger, Köln-Ossendorf






Zu: „Schwarze Zeiten für braunes Gold“ von Paul Leonhard & „Mit dem Herbst kommen die Terroristen“ von Karsten Mark, JF 45/18

Dekarbonisiert, deindustrialisiert

Es ist begrüßenswert, insbesondere für mich als Anwohner nahe am ehemaligen Steinkohle- und derzeit umkämpften Braunkohlenrevier, daß hier mit „Kohle I“ und „Kohle II“ auf das brisante Thema eingegangen wird. In der aktuellen Diskussion in den anderen Medien werden Rückschlüsse aus der Analogie zum Steinkohleausstieg kaum gezogen. Der seit Jahrzehnten laufende Strukturwandel beim Steinkohleausstieg ist bis heute – trotz immenser Kosten – noch immer keine Erfolgsstory. Das Land NRW wurde „abgehängt“, wie Wirtschaftsleistung und Arbeitslosenquote im Vergleich selbst zum Durchschnitt aller Bundesländer belegen. Soweit der Strukturwandel nur mit Blick auf die Alimentation von Erwerbslosen (Sozialverträglichkeit) thematisiert wird, ist das mehr als grotesk. So wird der lukrative Bereich einer Schlüsselindustrie „verschrottet“, die Vorstufe zur Deindustrialisierung, ganz im Sinne der linksextremistischen Parole „Systemwechsel statt Klimawechsel“ oder „Deutschland verrecke!“ 

Was ist eine „Modellregion“, die mit Milliarden permanent subventioniert wird? Das Ruhrgebiet läßt grüßen! Die Brisanz der grün-rot eingefärbten Diskussion um den beschleunigten Braunkohleausstieg ist um Folgendes zu ergänzen: Erstens führt die angepeilte E-Mobilitätsquote zu einer prognostizierten Verdoppelung des Strombedarfes. Zweitens erfordert die sogenannte Digitalisierung bereits jetzt schon circa 8 Prozent des aktuellen Strombedarfes und wird bei der postulierten Forcierung in der Zukunft auf circa 50 Prozent wachsen. Damit wird nicht nur der Aufwand zur Bändigung des Zappelstromes aus den sogenannten Erneuerbaren in den Stromnetzen wachsen, sondern der Platzbedarf für die Installation von Solar- und Windanlagen wird sich verdreifachen. Dann ist allerdings nicht nur Schluß mit Baumhäusern von Öko-Terroristen im Hambacher Forst. Ressourcen-Knappheit an Metallen, Seltenen Erden usw. für High-Tech würde damit noch stärker kostentreibend, nicht zuletzt wegen der Abhängigkeit von Monopolen einiger weniger Lieferländer. Wenn das so weitergeht, ist bald wirklich „Ende Gelände“ für Deutschland. 

Dipl.-Ing. Lutz Vogt, Herzogenrath







Zu: „Volksvermögen erhalten“ von Richard Stoltz, JF 45/18

Gerne bei Gebietsrückgabe

Mein Geburtsort ist Leobschütz in Oberschlesien im Jahre 1932. Mein Vater war Dentist und hatte dort eine volleingerichtete Praxis. Meine Mutter versorgte während der Kriegszeit 1939 bis März 1945 sechs eigene Kinder. Wir hatten eine große Wohnung mit wertvollem Inventar. Am 16. März 1945 tötete die erste Bombe auf meine Heimatstadt meine Mutter beim Einkauf. Nach weiterem Bombardement flüchteten wir am nächsten Tag durch die Tschechei, wurden im Mai interniert und nach Prag überführt. Ich wurde von meinen Geschwistern getrennt und mußte dort jeden Tag arbeiten, d.h. die deutsche Hinterlassenschaft wegräumen. Drei Monate später wurde ich ausgewiesen und fand in Westdeutschland eine neue Heimat, wo ich Industriekaufmann und Lehrer wurde. 

Wenn der polnische Staat jetzt noch Reparationszahlungen fordert, dann bin ich unter der Bedingung bereit, mich daran zu beteiligen, wenn Polen die annektierten deutschen Gebiete vollständig zurückgibt. Allerdings müßten dann auch noch die deutschen Zahlungen an Polen seit 1945 mit verrechnet werden. Das wäre doch ein Angebot an Polen. Sie kämen dann wieder an bares Geld.

Herbert Piefke, Bohmte




Mut zur Gegenrechnung

Verständnisvolles Umgehen mit den Polen ist in dieser Frage völlig unangebracht. Die neuerlichen Reparationsforderungen sind frech und unverschämt. Sie offenbaren charakteristische Merkmale, die dieses Volk schon immer auszeichneten. Dessen mit Arroganz gepaarte Streitlust haben die Nachbarvölker immer wieder erfahren müssen. Unsere Regierung sollte Polen gegenüber einmal den Mut zu einer Gegenrechnung aufbringen und in Erinnerung bringen, daß Polen ein Viertel des deutschen Staatsgebietes bekommen hat und dazu das geraubte Eigentum der Vertriebenen von unschätzbarem Wert. Vielleicht würde man damit der Frechheit ein für allemal die Krone nehmen.

Prof. h.c. Konrad Zimmer, Königsberg i.Fr




Ganz ungeniert und hartnäckig

In der Tat, die Reparationsforderungen aus Polen, 70 Jahre nach dem Krieg, wären eher als Satire zu behandeln. Da Deutschland maßgeblich die allermeisten EU-Länder mitfinanziert, wird hier wohl überlegt, einen Extrabonus herauszuholen. Natürlich weiß jeder, daß eine echte Aufrechnung der Folgelasten des Krieges ganz anders aussähe. Aber wer ganz ungeniert und hartnäckig genug Forderungen stellt, kann ja nichts verlieren, sondern bestenfalls nur gewinnen.

Dr. Edgar Umlauf, Garching b. München






Zu: „Hochgradig gestört“, JF 45/18

Mit dem Latein am Ende

Die hier vom Bonner Professor Volker Ladenthin angesprochene Deutsch-Misere ist eine traurige Genugtuung für unsere Lateinlehrer. Denn was hier über die mangelnden Deutschkenntnisse heutiger Studienanfänger berichtet wird, ist die Folge des Abbaus des verbindlichen Lateinunterrichts an unseren Gymnasien. Unzählige Lateinlehrer haben das Latein einst verteidigt, weil es die Schüler zur Genauigkeit erzieht und eine Vertiefung in den Text verlangt. Und man wird schwerlich einen ehemaligen Lateinschüler finden, der nicht bestätigt, daß er die deutsche Grammatik erst über das Latein richtig gelernt hat. Ob die Schulreformer noch einmal umdenken können?

Friedebert Volk, Usingen






Zur Meldung: „Pompeji: Vesuv-Ausbruch wohl an anderem Datum“, JF 45/18

Falsche Datumsangabe

Die hier als erste genannte Zeitbestimmung (21. August 79 n. Chr.) ist unrichtig. Plinius nennt in seinem 16. Brief des 6. Buches (Plin. VI 16,4) den 24. August als Ausbruchsdatum: nonum Kal. Septembres hera fere septima = neunter Tag vor den Kalenden (dem ersten Tag) des August. Die Grenzdaten werden je einzeln mitgezählt.

Oberstudienrat Robert Kenzler, Baiersdorf






Zu: „Reise in die Vergangenheit“ von Alexander Graf, JF 45/18

Von Purple Schulz verarbeitet

Bei dem Thema (Demenz) ist auch auf den Musiker Purple Schulz hinzuweisen. Der hatte sich bereits 2012 intensiv musikalisch mit dem Thema auseinandergesetzt mit dem Titel: „Der letzte Koffer“ (auf seiner CD: „So und nicht anders“), auf seiner Website ist das Video hierzu zu finden (www.purpleschulz.de). Hier setzt sich Purple Schulz mit den Themen Abschiednehmen und Demenz auseinander. Ferner hat er ein berührendes Video mit dem Titel „Fragezeichen“ erstellt, in dem er einen Demenzkranken spielt (www.youtube.com/watch?v=MSWm9bgkidE). Der von Ihnen vorgestellte Erinnerungskoffer, eine Aktion von Fortuna Düsseldorf, ist daher eine gute Idee, die man sehr gut nachvollziehen kann, wenn man beide Videos gehört und gesehen hat.

Peter Windhövel, Halberstadt