© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Haltungsnote
Provokation oder Hilferuf?
Gil Barkei

Nothing Compares 2 U“ hieß 1990 das „One-hit-wonder“ der irischen Sängerin Sinead O’Connor. Und auch für die Entgleisungen der einstigen, vergangenen Monat zum Islam konvertierten Pop-Ikone läßt sich nur schwer ein Vergleich finden. „Ich will nie wieder Zeit mit Weißen verbringen, sie sind ekelerregend“, schrieb die heute 51jährige, die sich mittlerweile Shuhada Davitt nennt, auf Twitter. Damit es nicht zu Nachfragen bezüglich ihrer eigenen Hautfarbe kommt, stellte sie noch schnell klar, mit „Weißen“ meine sie alle Nicht-Muslime. Sie wisse selbst, daß ihre Äußerungen rassistisch seien, doch intelligente Theologen wüßten, „daß im Koran nicht mehr von Gewalt die Rede sei als im Tanach oder der Bibel“. Und all diese Gewaltbezüge seien „für unsere heutige Zeit irrelevant“. Schon bei ihrem Übertritt zum Islam sorgte O’Connor für Irritationen, als sie auf Twitter ihre Follower zum Tragen eines Gesichtsschleiers aufrief. Vielleicht sind dies aber auch gar nicht die Provokationen einer vom Musikgeschäft fast Vergessenen, sondern die verzweifelten Hilferufe einer Frau, die nach Medienberichten an psychischen Erkrankungen leidet.

Vielleicht muß ihr wirklich ernsthaft geholfen werden.