© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/18 / 23. November 2018

Statistik der Woche
Welche Sau interessiert das?
Christian Vollradt


So mancher hat es ja schon immer geahnt, nun kommt der Beweis von offizieller Seite: Berlins gefährlichstes Pflaster liegt im Regierungsviertel. So steht es im aktuellen interaktiven Online-Kriminalitätsatlas der Polizei. Ausschlaggebend dafür ist die sogenannte Häufigkeitszahl von 114.377. Diese bezeichnet die Anzahl der Straftaten, bezogen auf 100.000 Einwohner, und drückt somit laut den Ordnungshütern „die durch die Kriminalität verursachte Gefährdung“ aus. Nun verweisen Spezialisten für die Abteilung Kleingedrucktes zwar darauf, daß am benachbarten Alexanderplatz viel mehr Straftaten begangen und registriert wurden als rund um den Reichstag; daß aber wegen der wesentlich geringeren Einwohnerzahl hier die – relative – Häufigkeitszahl höher liegt als am „Alex“ (38.280). Interessant ist, was im schönsten Berliner Polizeideutsch „Kieztaten“ heißt: Das seien diverse Delikte, „bei denen oftmals ein enger räumlicher Bezug zwischen Tatort und Wohnort des Täters besteht“. Auch auf diesem Feld führt die „Bezirksregion“ Regierungsviertel. (Allerdings zählen Missetaten wie Steuergeldverschwendung nicht zu den Kiezdelikten.) Ganz am anderen Ende der Verbrechensstatistik Berlins steht übrigens der Grunewald. Den Schluß, die Stadt sei da am sichersten, wo die Wildschweine den Ton angeben und nicht unsere gewählten Volksvertreter, möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich nicht nahelegen.