© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/18 / 30. November 2018

Krise der Deutschen Bahn
Endstation
Alexander Eisenkopf

In der vergangenen Woche wurde die Republik durch investigative journalistische Enthüllungen über den Zustand der Deutschen Bahn aufgeschreckt, die geschickt vor einer Klausurtagung des Aufsichtsrats plaziert wurden. Defekte Züge, grottenschlechte Pünktlichkeitswerte, Reservierungschaos, Personalmangel – kurz vor dem „Silberjubiläum“ scheint vom einstigen Vorzeigeprojekt Bahnreform nicht mehr viel übrig zu sein.

Zwar hält die deutsche Politik eisern an ihren Klimazielen fest und bekräftigt die Notwendigkeit der Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene, doch faktisch passiert nichts oder nur wenig. Wegen der schleichenden Aushöhlung der Substanz befindet sich das deutsche Bahnsystem bereits heute am Limit. Doch aus Desinteresse oder Realitätsverweigerung unterläßt die Politik eine gründliche Bestandsaufnahme, die die Voraussetzung dafür ist, eine strategische Neuausrichtung in Angriff nehmen zu können. Es gilt das Gesetz des „Weiterwurstelns“ und des politischen Schacherns: Politiker statt Wirtschaftsfachleute im Aufsichtsrat und ein ehemaliger Staatssekretär als dessen Vorsitzender stehen einem wirklichen Neuanfang entgegen.






Prof. Dr. Alexander Eisenkopf ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Verkehrspolitik an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen.