© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/18 / 30. November 2018

Warum Skeptizismus Pflicht ist
Die EIKE-Konferenz in München hinterfragt die Energiewende / Forum der Gegenöffentlichkeit
Mathias Pellack

Der Vorwurf, ein „Klimaleugner“ zu sein, wiegt schwer. Denn wer leugnet, der bestreitet Fakten. Die Differenz zur Lüge ist dann nicht mehr groß. Doch wo ist die Lüge, wenn etwa Herrmann Harde die vom Weltklimarat (IPCC) berechnete Wirkung von Kohlenstoffdioxid (CO2) auf die globale Temperaturentwicklung neu berechnet?

Harde war Professor für Experimentalphysik an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und kommt zu dem Ergebnis, daß der Effekt von CO2 auf das Klima nur etwa ein Drittel so stark ist, wie vom IPCC angenommen. „Die Schätzungen über den Effekt von CO2 auf das Klima variieren um den Faktor 20“, erklärte Harde auf der 12. Internationale Klima- und Energiekonferenz dem Publikum, das zur Hälfte aus Doktoren und Professoren bestand. Das IPCC benutze einen relativ hohen Wert.

Stromspeicher der nötigen Größe gibt es bislang nicht

„Wissenschaft ist nun mal keine Demokratie“, sagt der Präsident des Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE), Holger Thuß. Der frühere Vizevorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) bezieht sich dabei auf die große Mehrheit der Wissenschaftler, die an den Klimawandel glauben und ihn auch für menschengemacht halten.

Der EIKE-Präsident und seine etwa 50 Institutsmitglieder meinen: „Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit!“ Denn wie jeder Dieselfahrer, der bald einen Bogen um deutsche Innenstädte machen muß, oder jeder Stromkunde, der im Schnitt etwa 330 Euro jährlich für erneuerbare Energien abzugeben hat, weiß, werden aus der Klimaforschung harte politische Forderungen und Gesetze abgeleitet. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BdEW) haben sich die Strompreise für den Endverbraucher seit 2000 verdoppelt. Der Anteil an Steuern und Abgaben hat unter dem grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin noch bei 29 bis 39 Prozent gelegen. Unter Kanzlerin Angela Merkel fordere der Staat nun 54 bis 55 Prozent. Der durchschnittliche Strompreis für einen Privathaushalt beträgt laut BdEW in diesem Jahr 29,44 Cent pro Kilowattstunde – im Jahr 2000 waren es umgerechnet nur 13,94 Cent.

Die meisten der zwanzig Vortragenden der EIKE-Konferenz sehen sich als Klimaskeptiker, so auch Helmut Alt. Er ist Professor für Elektrotechnik an der Fachhochschule Aachen und beschäftigt sich mit „Wunsch und Wirklichkeit der Energiewende“. Ziel der Grünen sei bekanntlich, Strom in Deutschland zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. „Die Wirklichkeit aber ist“, sagt er ohne tief in die Materie einsteigen zu müssen, „daß die Erneuerbaren äußerst wankelmütig sind. Wind weht nicht den ganzen Tag. Und auch die Sonne scheint, wenn sie denn scheint, nur tagsüber.“ Um diese Energie effizient nutzen zu können, brauche man eigentlich riesige Stromspeicher.

Die gebe es aber nur bedingt, wie etwa in den Schweizer Alpen oder in Thüringen. Im größten Pumpspeicherwerk Deutschlands Goldisthal können 8,5 Gigawattstunden gespeichert werden. Die Bundesrepublik könne in ihren über 30 Pumpspeichern etwa 40 Gigawattstunden aufsparen. Damit könnten Deutschlands Haushalte kaum drei Stunden versorgt werden. Industrie und Gewerbe hätten dann noch keine Energie.

Auch funktioniere es meist nicht, daß ein Windpark etwa in München Strom liefere, wenn in Hamburg kein Wind sei. Dazu sei Deutschland „klimatisch zu klein“. Auch die Weiterleitung sei problematisch. Für die zusätzliche installierte Leistung an Erneuerbaren müssen neue Stromleitungen her, die wiederum Kosten verursachen. Zudem müsse überschüssiger Strom, um Spannung und Frequenz im Netz konstant zu halten, billig ins Ausland verkauft werden oder als sogenannte Blindleistung verbraucht werden.

Wolkenbildung ist zum Großteil unerforscht

„Da ist wiederum günstig, daß die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden“, mokiert sich Alt. Denn so könne nun etwa die Turbine des hessischen Kernkraftwerks Biblis A genutzt werden, um überschüssigen Strom zu verbrauchen. „Die Kanzlerin wird sich etwas dabei gedacht haben“, witzelt mein Sitznachbar, ein ergrauter Lehrer aus Nordrhein-Westfalen. Ein Großteil des erzeugten Windstroms müsse wegen der Unzuverlässigkeit und den nicht vorhandenen Speichermöglichkeiten „verklappt“ werden, erklärt Elektrotechniker Alt.

Ohnehin sei das Wetter – speziell die Wolkenbildung – in den Klimamodellen des IPCC die größte Unsicherheit. Eine Hypothese wie Wolkenkeime, sogenannte Cloud Condensation Nuclei enstehen, stellte der Däne Henrik Svensmark vor. Der Direktor des Zentrums für Sonnen- und Klimaforschung am dänischen Weltraumzentrum (DTU Space) legte bereits 2007 erste grundlegende Zusammenhänge von Sonneneinstrahlung, kosmischer Strahlung und Wolkenkondensationskeimen dar. 2017 konnte er nun auch nachweisen, daß vermehrte kosmische Strahlung das Wachstum von Aerosolen so weit unterstützt, daß diese groß genug werden können, um Wolken entstehen zu lassen (Nature Communications, 2017). Die kosmische Strahlung nimmt bei starken Sonnenwinden ab. Die Strahlung, die für mehr Wolken sorgte, werde quasi vom Sonnenwind weggeweht.

Bereits der in Hannover gebürtige  Astronom Friedrich Wilhelm Herschel hatte vor über zweihundert Jahren einen größeren Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität und dem Klima postuliert, als ohnehin allgemein angenommen wird. Reaktionen seiner Zeitgenossen auf seine gewagte These sind leider nicht überliefert.

Internationale Klima- und Energiekonferenz:  www.eike-klima-energie.eu/