Durchsuchung bei Nordkurier-Gruppe!“ meldete kürzlich der NDR. Der Sender berichtete von Beschlagnahmungen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die regionale Tageszeitung im Nordosten. Das ist ja ein sauberes Unternehmen, mögen sich viele NDR-Nutzer gedacht haben. Doch was das „Qualitätsmedium“ für seine „Demokratieabgabe“ lieferte, waren schlichtweg Falschbehauptungen: Zunächst war der Vorfall nicht aktuell, sondern ereignete sich bereits im Februar. Außerdem war es nicht die Staatsanwaltschaft, die der Zeitung ungeladenen Besuch abstattete, sondern der Zoll. Die Aktion richtete sich auch nicht gegen das Medienhaus selbst, sondern gegen einzelne Mitarbeiter wegen des Verdachts auf sogenanntes „Lohnsplitting“ – basierend auf einer anonymen Anzeige. Hinweise erbrachte die Durchsuchung jedoch nicht, und es wurde auch kein Ermittlungsverfahren eröffnet.

Wollte sich die Anstalt für kritische „Nordkurier“-Artikel rächen?

Nordkurier-Chefredakteur Lutz Schumacher protestierte erbittert. Für ihn ist der Vorgang aber nicht bloß schlampige Recherche: Er glaubt, daß die Veröffentlichung der immerhin schon acht Monate alten Geschichte nicht zufällig in zeitlicher Nähe mit einem Nordkurier-Artikel über mögliche Verfehlungen eines NDR-Journalisten geschah. Ein Racheakt? 

Es ist nicht das erste Mal, daß der Anstaltssender das unabhängige Regionalblatt anrempelt: Im Zusammenhang mit Berichten über Doping im DDR-Sport rückte der Staatsfunk den Nordkurier in die Nähe von Stasi-Seilschaften. Schumacher vermutet, daß dem NDR die Konkurrenz durch die kritischen Redakteure nicht paßt. Das Blatt will sich juristisch und mit einer offiziellen Beschwerde beim Rundfunkrat gegen die Machenschaften wehren. Für die Zeitung steht fest, „daß der NDR seinen Sendeauftrag mißbraucht hat“. Am 26. November verschwand die Sensationsstory von der Durchsuchung plötzlich kommentarlos von der NDR-Netzseite.