© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Grüße aus Sarajevo
Mit „halal“ in die Nato
Hans-Jürgen Georgi

Große Freude herrschte Mitte vergangener Woche in Sarajevo, als die Nachricht kam, daß die Nato einen ersten Schritt zum Beitritt Bosniens- und Herzegowinas (BiH) zugestimmt hatte. Bei Bosniaken (Muslimen) und bosnischen Kroaten war sie ungeteilt, obwohl das Verhältnis der Politiker dieser beiden Volksgruppen momentan sehr angespannt ist.

 Auf schroffe Ablehnung stießen die Nato-Pläne bei den bosnischen Serben, die strikt auf militärische Neutralität des Gesamtstaates bestehen. Wie auch immer es weitergeht, die Streitkräfte Bosnien  Herzegowinas (OSBiH) können sich in den kommenden Jahren größerer Aufmerksamkeit sicher sein.

Die allerdings hatten sie schon in den vergangenen Wochen, wenn sie auch nicht militärischer Natur war. Ein Verpflegungs-Skandal „erschütterte“ das Land, insbesondere die bosnischen Muslime. Aufgrund einer Anzeige von Militärangehörigen, waren Konserven untersucht worden, die das Etikett „Rindfleisch“ trugen, aber auch „Schweineproteine“ enthielten. 

Schwein!?! Der Militärmufti und zahlreiche  Politiker auf der Suche nach den Schuldigen.

Dies rief die politischen und religiösen Spitzen der Bosniaken auf den Plan. Der Militärmufti klärte die Soldaten über die beiden grundlegenden Prinzipien des Islam auf, das „halal“ und dem „haram“, das Erlaubte und das Verbotene. Zu haram gehören laut Koran, dem Wort Gottes, Speisen wie „Aas, Blut und Schweinefleisch“. In den Verpflegungsrichtlinien der OSBiH ist für Muslime „Halal“-Verpflegung vorgesehen, das heißt von geschächteten Tieren und frei von Schweinefleisch.

Wie der Militärmufti fordern auch Politiker die Suche nach den Schuldigen. Das neugewählte bosniakische Mitglied des Staatspräsidiums forderte die Verteidigungsministerin auf, diesen „Skandal“ aufzuklären und die Verantwortlichen „hart zu sanktionieren“. 

Bei dieser Suche dürfte die nationale Zugehörigkeit eine gewisse Rolle spielen. Die Verteidigungsministerin ist bosnische Kroatin, und das inkriminierte Fleisch kommt von serbischen Produzenten. 

Der zuständige General für Ressourcen, der bis zum Frühjahr für die Beschaffung der Verpflegung verantwortlich war, ist Bosniake. Ihm soll die Nato dreimal die Zuerkennung des Generalrangs verweigert haben, weil er während des Krieges in der Kommandoebene der 7. Muslimischen Brigade war, in deren Verband sich die berüchtigte Einheit „Al-Mudschahedin“ befand. Nun ist auch er auf dem Weg in die Nato.