© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Frisch gepresst

Arno Schmidt. Mit einer „gewissen Tollkühnheit“ habe er, Hans Wollschläger (1935–2007), ein junger, literarisch noch namenloser Angestellter des Bamberger Karl May-Verlags, 1958 in Darmstadt einen von ihm bewunderten, aber als menschenscheu verrufenen Autor aufgesucht. Zur eigenen Verblüffung empfing ihn Arno Schmidt (1914–1979) in seiner „kargen und ärmlichen“ Ein-Zimmer-Kemenate in liebenswürdigster Weise. Wollschläger hat diese erste Begegnung mehrfach als Sternstunde seines Lebens beschrieben. „Schlagartig“ habe ihn das Gefühl gepackt: „Das ist jemand ersten Ranges, von dem der Zufall will, daß er in der gleichen Zeit mit mir lebt.“ Durchdrungen von diesem Gefühl, ordnete er sich gern diesem „Wortweltenerbauer“ unter, um von einem Meister „mit riesigem Sprachvermögen“ zu lernen. Dessen Werk rasch weltliterarischen Rang erreichte, während gleichzeitig politisierende Produzenten „Myriaden mückiger Drucksachen“ und moralinsauren „Blätterteigs“ das Feuilleton beherrschten. Und tatsächlich als Schriftsteller reüssierten. Zwei von ihnen, Heinrich Böll und Günter Grass, erhielten sogar den Nobelpreis für Literatur. Wie es hingegen in der Werkstatt ausschaut, in der „reine“, jenseits solcher bloß „angewandten“, mit Journalismus verwechselbarer Literatur entsteht, vermittelt jetzt die seit langem erwartete Edition des Briefwechsels zwischen Wollschläger und Schmidt, der sich 1958 in die Einsamkeit von Bargfeld (Kreis Celle) verfügte, um fern des „Gruppe 47“-Gezappels erratisch dem Zeitgeist zu trotzen. (wm)

Giesbert Damaschke (Hrsg.): Arno Schmidt. Der Briefwechsel mit Hans Wollschläger. Suhrkamp Verlag, Berlin 2018, gebunden, 1.033 Seiten, 68 Euro





Hermannsschlacht. Seit dem Fund römischer Silbermünzen bei Kalkriese nördlich von Osnabrück 1987 ist sich die Altertumswissenschaft zunehmend einig, daß dies der Ort des Untergangs der drei Legionen des Publius Quinctilius Varus war, die 9 n. Chr. gegen Arminius unterlagen. Anders als der die Grabungen von Beginn an leitende Osnabrücker Stadtarchäologe Wolfgang Schlüter sieht sein Namensvetter diese These kritisch. In einem Sammelband begründet er, warum ein Schlachtort bei Detmold weiterhin stichhaltig zu begründen ist und die Wissenschaftlerzunft derzeit nur lemminghaft der Kalkriesetheorie folgt. (bä)

Wolfgang Schlüter (Hrsg:): Arminius in Flammen. Neuer Forschungsstand zum Streit um römische Besatzung und Befreiungskrieg. Osning Verlag, Bielefeld 2018, gebunden, 295 Seiten, Abb., 26 Euro