© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/18-01/19 / 21./28. Dezember 2018

DVD: Jessica und das Rentier
Unrecht und Versöhnung
Werner Olles

Eines Tages im Dezember findet die neunjährige Jessica (Rebecca Harrell), die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater (Sam Elliott) und ihrem älteren Bruder Steve (John Riggs) auf einer kleinen verschuldeten Farm lebt, im verschneiten Wald ein krankes Rentier. Da sie fest davon überzeugt ist, daß es zum Schlittengespann des Weihnachtsmannes gehört, nimmt sie das verletzte Rentier, das sie „Prancer“ nennt, mit nach Hause, um es im Stall gesund zu pflegen.

Doch ihr verbitterter Vater, der die kleine Familie und die Farm kaum noch über Wasser halten kann, reagiert verständnislos. Als auch noch das auf den Fall aufmerksam gewordene Lokalblatt darüber berichtet, schreitet der Vater zur Tat und verkauft das inzwischen genesene Rentier an einen örtlichen Metzger. Für Jessica scheinen damit der Glaube an die Existenz des Weihnachtsmannes und die unbeschwerten Kindertage unwiederbringlich dahin zu sein.

Gemeinsam mit ihrem Bruder will sie das auf dem Marktplatz in der Stadt zur Schau gestellte Rentier befreien, doch „Prancer“ ist so geschwächt, daß er es nicht schafft, aus dem Käfig zu entkommen. Schließlich ist es Jessicas Vater, der sein Unrecht einsieht und das Rentier zurückkauft. Gemeinsam fahren sie mit „Prancer“ in den Wald und lassen ihn dort frei. Er läuft auf eine Klippe zu und verschwindet aus ihren Blicken. Wenig später hören Jessica und John das Glöckchengeläut des Schlittengespanns mit dem Weihnachtsmann-Rentier „Prancer“ in der Mitte. Glücklich fahren Vater und Tochter nach Hause.

John D. Hancocks „Jessica und das Rentier“ („Prancer“, USA 1989) ist ein in vergleichsweise düsterem Grundton gehaltener Weihnachtsfilm (Drehbuch: Greg Taylor), getragen von überzeugenden Darstellern, der letztlich in der Erkenntnis gipfelt, daß die Versöhnung zwischen Vater und Tochter das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt ist. Souverän in Fotografie und Farbdramaturgie und um Differenzierung der Charaktere bemüht, zeigt Hancock, wie mit Hilfe eines liebenswerten Tieres der Familienfriede wiederhergestellt wird. Ein kurzweiliger Weihnachtsfilm, der ohne aufgesetzt wirkende Botschaft und ohne ins Melodramatische abzugleiten bemüht ist, Sehnsüchte deutlich zu machen.

DVD/Blu-ray: Jessica und das Rentier. Koch Media 2018, Laufzeit etwa 103 Minuten