© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/18-01/19 / 21./28. Dezember 2018

Umwelt
Unmögliche Technologie
Mathias Pellack

Unbezwingbare Burgen wurden erobert, unbesiegbare Krieger erlagen ihren Feinden, und unsinkbare Schiffe verschwanden für immer im endlosen Blau. Nun behaupten Verschlüsselungstechniker mit der Quantenkryptographie ein neues Wunder geschaffen zu haben. Wie Rupert Ursin von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dem ORF sagte, bieten herkömmliche Technologien „nur relativen Schutz“. Wenn Ursin seine E-Mails lese, könnte ein Dritter unbemerkt mitlesen. „Bei der Quantenkryptographie ist das unmöglich. Wenn Hacker versuchen, eine Quantenbotschaft zu belauschen, hinterlassen sie unweigerlich eine Spur.“ Das sei ein Naturgesetz.

Teilchen sind quantenverschränkt, wenn sie einen gemeinsamen Zustand haben.

Der Trick, den die Physiker dabei nutzen, ist die sogenannte Quantenverschränkung. Bei dieser werden zwei Teilchen in einen gemeinsamen Zustand versetzt, den sie beibehalten, solange der Zustand nicht angetastet wird, etwa durch eine Messung. Fragt der Hacker, um es zu kopieren, das Teilchen gleichsam nach seinem Zustand endet die Verschränkung – die Beobachtung wäre aufgedeckt. Die Teilchen werden also wie ein Siegel benutzt und sind Unikate durch ihre Verbindung miteinander.

Wollte der Angreifer die Informationen unentdeckt abgreifen, müßte er die Siegel vorab manipulieren. Oder aber einfach dem Schreiber über die Schulter schauen. So viel zum Thema „unmöglich“. Nichtsdestotrotz haben die Wissenschaftler um den Leiter des Wiener Instituts für Quantenoptik und -information in einer Studie im Fachblatt Nature gezeigt, daß auch Quantenverschlüsselte Netzwerke mit mehr als zwei Teilnehmern wirtschaftlich machbar sind. „Der Aufwand steigt mit der Zahl der Partner extrem an“, sagt Ursin. „Die Kunst ist es also, ein System zu finden, bei dem der Ressourceneinsatz nur minimal wächst. Das ist uns jetzt gelungen“, frohlockt Ursin.