© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Lesereinspruch

Zu früh gefreut

Zu: „Menetekel von Marrakesch“ von Dieter Stein (JF 51/18)

Merkels Stern sinke in der Heimat, schreibt Chefredakteur Dieter Stein. Ob er sich da nicht zu früh freut? Merkel wäre nicht Merkel, würde sie dem apathisch zuschauen. Zugegeben, im eigenen Land scheint der Stern zu verblassen, aber könnte sie den nicht mit Hilfe von außen wieder aufpolieren? Ich frage mich nämlich: Was will Merkel mit ihrer Selbstinszenierung in Marrakesch erreichen? Nur die Annahme des Migrationspaktes als Erfolg der deutschen Diplomatie verkaufen? Ich vermute, sie will auch etwas einkaufen, den Friedensnobelpreis zum Beispiel. Denn wer solchermaßen mit den höheren moralisch-politischen Weihen versehen wurde, ist nur noch schwer angreifbar. Kritiker würden sehr schnell des Sakrilgs bezichtigt werden. Das haben wir ja schon erlebt. Es wäre doch nicht das erste Mal, daß mit Nobelpreisen Politik gemacht würde. 

Diese Interpretation mag vielleicht als reine Spekulation erscheinen. Zweifellos, aber in der Politik wird nicht weniger spekuliert als an der Börse.

Edelbert Breu, Sulzbach-Rosenberg