© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

„Ohne Kinder keine Zukunft!“
Der Unternehmer Henning Zoz interessiert sich nicht nur für Gewinne, sondern sorgt sich auch um sein Vaterland. Vor allem der fatalen deutschen Kinderarmut hat er den Kampf angesagt
Moritz Schwarz

Herr Professor Zoz, „Ohne Kinder ... 

Henning Zoz: ... keine Zukunft !“

Mit diesem Satz beenden Sie seit Jahren jeden Ihrer Vorträge, egal zu welchem Thema. Warum?

Zoz: Weil Kinder das Beste sind, was uns im Leben passiert! Glauben Sie mir, ich habe fünf, und das ist eine absolut großartige, ja unglaubliche Erfahrung! Wie sehr Kinder belohnen und erfüllen, weiß man leider erst, wenn man welche hat. Und da beginnt das Problem: Wir bekommen keine mehr! Offensichtlich haben wir beschlossen, auszusterben. In unserer Gesellschaft wird das Kinderkriegen ja als Belastung dargestellt – ja nach den jüngsten „Auswürfen“ der Amadeo-Antonio-Stiftung gilt es gar als Gefahr: Denen gelten weiße Eltern mit weißen Kindern als potentielle Rassisten. Das alles ist wirklich eine Schande. Ebenso ist es übrigens eine Schande, wie wir mit unseren Rentnern umgehen. Ich könnte leider so weitermachen: Das gleiche gilt für unseren Umgang mit unserem Militär, der Feuerwehr und Polizei.

Dramatisieren Sie nicht? 

Zoz: Leider überhaupt nicht. Mein Jüngster ist acht Monate alt. In welcher Welt er später leben wird, kann ich leicht ausrechnen: Zuletzt, also 2017, lag die Geburtenrate in Deutschland bei knapp 1,6 Kindern pro Frau. Aber einen erheblichen Anteil daran hatten vor allem türkische und syrische Kinder. Insofern vermute ich, daß die Geburtenrate deutscher Kinder und erst recht deutscher Kinder ohne Migrationshintergrund, gar nicht bekannt ist. Wahrscheinlich wäre eine solche Erhebung bereits „rassistisch“ und strafbar. Ich mutmaße daher eine Zahl um die 1,0. Aber selbst wenn 1,6 zuträfe – unsere Tage sind gezählt! Wir werden immer schneller immer weniger – und innerhalb dieser Entwicklung immer fremder, weil nur der Anteil der nichtdeutschen Neugeborenen wächst. Das ist die Zukunft der Deutschen in Deutschland!

Warum ist das so? 

Zoz: Es gibt dafür viele Gründe. Vielleicht der wesentliche ist, daß Familie jedem Politiker panische Angst macht.

Wieso das?

Zoz: Weil die Familie die schlagkräftigste Einheit unserer Gesellschaft ist. Ohne Familie gibt es keine Tradition und ohne Tradition keine Kultur – zumindest keine nennenswerte. Bedenkt man das, dann wird klar, was es bedeutet, daß Gesellschaft und Politik die Familie nicht pflegen, sondern gezielt kaputtmachen.

„Gezielt“? 

Zoz: Ja, etwa durch die Pflegeversicherung. Heimlich jubeln wir: wir sind die Alten los! Nein! Was wir tatsächlich loswerden, ist das Band und die Kraft der Familie. Ich glaube, die Absicht ist, eine Gesellschaft zu schaffen, in der man unmittelbar keine Familie mehr braucht. 

Was schlagen Sie vor? 

Zoz: Unsere sogenannte „Familienpolitik“ vollständig zu reformieren und als erstes das Kindergeld, besser gesagt das „Kinderkopfgeld“, zu streichen.

Wieso? Eben das ist doch Ausdruck einer kinderfreundlichen Politik.

Zoz: Das Gegenteil ist der Fall! Unser Kindergeld folgt stumpf der Devise: „Hast du Kind, kriegst du Geld.“ Jedoch hat es keinerlei positiv steuernde Wirkung! Zusätzlich zum Sozialtourismus fördern wir damit Kindergeldtourismus, wir unterstützen damit Clans und schicken obendrein Abermillionen Euro ins Ausland, helfen aber absolut nicht der klassischen deutschen Familie. Statt dessen schlage ich deshalb ein „Kinderbegrüßungsgeld“ vor.

Was ist der Unterschied zum Kindergeld?

Zoz: Etwa, daß es nicht nur ein paar tausend, sondern zum Beispiel 50.000 Euro pro Kind sein sollten. Paare mit drei und mehr Kindern könnten sogar Hunderttausende Euro bekommen. Und natürlich sind Familien überall zu bevorzugen: Sie müßten etwa keine kommunalen Eintritte und Gebühren, zum Beispiel für Schwimmbad oder Bus bezahlen. Man kann das weitertreiben bis zur Abwassergebühr. 

Geldgeschenke in dieser Höhe, klingt das nicht verrückt?

Zoz: Das sind keine Geschenke, das sind Investitionen. Investitionen in unser Überleben. Die Alternative ist der Tod. Entweder wir bekommen wieder mehr Kinder oder unsere Gesellschaft beginnt in einigen Jahrzehnten zusammenzubrechen, wir Deutschen werden verdrängt – das hat ja längst begonnen –, und verschwinden schließlich. Und solch hohe Beträge sollen Familien nicht nur materiell fördern, sondern auch ein Zeichen sein: Kinder und Familie sind das Wertvollste überhaupt – das müssen wir scheinbar wieder neu erlernen!

Aber wäre das alles nicht unbezahlbar? 

Zoz: Im Gegenteil. Ich habe meinen Wirtschaftsprüfer gebeten, das Modell zu überschlagen: das wäre Stand heute wahrscheinlich deutlich günstiger als das derzeitige Kindergeld.

Allerdings würde es doch erst recht Sozialstaatseinwanderer anlocken.

Zoz: Na, ich bin ja noch nicht fertig: Das Kinderbegrüßungsgeld würde ich als Steuergutschrift festlegen. Damit wären drei große Probleme adressiert: Erstens, Kindergeld als Einwanderungsanreiz und Anheizer für das Wachstum von Parallelgesellschaften – aus und vorbei! Zweitens, der Anreiz, in Deutschland von staatlichen Leistungen statt eigener Hände Arbeit zu leben würde deutlich zurückgedrängt. Und drittens würde endlich einmal etwas für genau die getan, die jeden Tag Leistung für sich und die Allgemeinheit erbringen und gleichzeitig auch noch das Überleben dieser Gesellschaft ermöglichen. Für die, die heute die Dummen in unserem Land sind und sich bereits einen Kinobesuch kaum leisten können und ihre Telefonkarten nicht geschenkt bekommen: die finanziell strangulierten Familien.

Aber warum sollte Ihr Konzept die Deutschen anregen, mehr Kinder zu bekommen?

Zoz: Unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung sagt sich der Staat heute doch: Wir brauchen Mann und Frau als Arbeitskraft. Dafür stellt er ihnen dann eine Kita. So gewinnt der Staat gleichzeitig die Macht über die Kinder und die Macht über die Familien. Die Mutter wird zur Gebärmaschine, die möglichst schnell wieder in den Pool der Werktätigen zurückkehren soll. Der irrsinnige Genderwahn flankiert das, indem er Frauen dazu bringt, sich nicht mehr als mögliche Mutter zu fühlen. Und noch etwas: wir haben in Deutschland keinen Pflegenotstand, sondern einen Familiennotstand – und einen Verstandesnotstand. Wenn eine Nation mehr Stunden vor digitalen Ballerspielen verbringt als im Kreis der Familie und oder mit den Kindern auf dem Spielplatz oder im Wald, dann ist es schlecht um sie bestellt. Und nun bringen wir Tablet-PCs auch noch in die Grundschulen, obwohl wir genau wissen, daß die Kreativität darüber verkümmert. Aber zurück zum Thema: Ich meine, der Staat darf und muß durch gezielte Unterstützung das Entstehen einer leistungsfähigen Gesellschaft fördern. Das heißt auch, daß Kinder besonders dort bekommen werden sollen, wo sie am besten aufgehoben sind: in einer gut funktionierenden Mittelschicht. Die aber löscht unsere Politik derzeit aus. Und in der Mittelschicht bewirkt das derzeitige Kindergeld so gut wie nichts. Deshalb muß genau da etwas passieren!

Laut Studien ist der primäre Grund für die „Kinderverweigerung“ der Deutschen kein finanzieller, sondern liegt im Privaten und Gesellschaftlichen.

Zoz: Genau, so ist es wohl! Und deshalb ist das Selbstverständnis unserer übersättigten und verideologisierten Gesellschaft dringend reparaturbedürftig! Staat und Politik könnten Anreize zur Selbstheilung leisten und sie könnten jedwede kontraproduktive Agitation einstellen. Da sind wir dann bei einem Werbefeldzug für Kinder in Familien und beim Thema Geld. Kinder zu haben muß wieder „in“ sein, muß als beneidenswert und „cool“ gelten, und Kinder zu wollen muß wieder den Sinn des Lebens adressieren. Kinder großzuziehen muß als wesentliche Leistung für das Gemeinwohl verstanden werden. Jeder muß begreifen, daß kinderreichen Familien der höchste Respekt zusteht – in einer sonst sterbenden Gesellschaft. Natürlich müßte ein solches Konzept durch eine umfassende neue oder besser gesagt revitalisierte Gesellschafts-, Werte- und Kulturpolitik begleitet werden, die eben nicht Selbstverwirklichung, begrenzt auf das Zeitfenster der eigenen Lebenserwartung, in den Mittelpunkt stellt, sondern das Streben nach Unsterblichkeit in den Herzen und Gedanken unserer Kinder. 

Ihr Konzept bringt neue Ideen ein. Das ist, was viele Bürger vermissen. Warum kommt dagegen die etablierte Politik nie mit ganz neuen Vorschlägen?

Zoz: Genau auch wegen dieser Misere engagiere ich mich politisch. Man muß sich klarmachen, daß die deutschen Jugendlichen noch nie eine richtige Regierung erlebt haben. Also eine Regierung, die regiert, um zu gestalten. Eine ganze Generation kennt nur Merkel und das Weiterregieren – also Regieren um des Regierens willen. Erst seit der letzten Bundestagswahl, erst seit der AfD haben wir überhaupt wieder eine Opposition. Eine ganze Generation junger Deutscher kennt auch keinen Parlamentarismus – also ein Parlament, in dem um Grundsätzliches knochenhart gestritten wird. Sie kennt nur noch elendige Konsenspolitik: Nie war Politik falsch, nichts ist zu revidieren. Bestenfalls muß die Politik dem Bürger die Politik „besser erklären“. Ja geht’s noch? Politik ist heute zum faulen, bisweilen bildungsfreien Beruf verkommen und längst nicht mehr Berufung. Dafür aber gibt’s doch Beamte! Ist es übertrieben, wenn ich behaupte, daß sich bei den Grünen – die sich auch noch so wundersam im Aufwind befinden – mindestens drei Bundestagsabgeordnete einen Schulabschluß teilen? Ich glaube nicht.

Aber ist eine bevölkerungspolitische Wende denn überhaupt noch realistisch ?

Zoz: Tatsächlich ist die Antwort auf diese Frage alternativlos. Diese Wende muß einfach kommen! Wenn wir überleben wollen, dürfen wir nicht weniger, sondern wir müssen mehr werden! Übrigens nicht nur wieder mehr Deutsche, sondern auch darüber hinaus. Denn auch ein demographisch kerngesundes Deutschland wäre zu klein für die wirklich krassen Herausforderungen, die sich in der globalen Welt zusammenballen. Und deshalb brauchen wir Europa – Europa ist ultimativ! Damit meine ich aber selbstverständlich nicht den regelungswütigen Technokratenverein in Brüssel und Straßburg, der unsere Souveränität als Nation sowie als freie Menschen täglich weiter abzuschaffen versucht. Dieses heutige „Europa“ schafft uns kommende, unbeschreibliche Migrationskatastrophen! Es schafft Wirtschaftskatastrophen vom Zinswahn bis zum Feinstaub­irrsinn, ganz aktuell mit dem Ergebnis: Automobilindustrie bitte verlasse dieses Land! Das alles wächst und gedeiht in einem völlig weltfremden Konstrukt, welches wir Europäische Union nennen. Selbstverständlich zur hellen Freude unserer Politkaste, weil man sich hinter der EU gut verstecken kann und weil dort völlig überhöhte Diäten für die Parteikumpanen winken, die man, in der Heimat unbemerkt, dort abräumen kann.

Was ist Ihre Alternative?

Zoz: Mein Motto ist: Weniger „Europa“ ist mehr Europa! Ich meine mit Europa eine Interessengemeinschaft kulturverwandter, freier Völker und Nationen. Ein solches Europa brauchen wir vor allen Dingen, um auf dieser Welt ein größeres Gewicht gegen gleich mehrere übermächtige Kulturgruppen zum Beispiel in Asien und Afrika zu erlangen. Jedenfalls wenn wir glauben, daß es sich lohnt, Kultur und Historie unserer modernen Gesellschaften in die Zukunft fortzuschreiben. Genau deswegen brauchen wir auch Rußland. Es ist die Europa nahestehendste große Kultur. Und glauben Sie mir, wir brauchen Rußland weit mehr, als Rußland uns braucht! Auch hier versagt unsere Politik massiv.

Also doch wieder ein Europa, in dem alles zusammengemischt wird?

Zoz: Nein, mehr zu werden heißt nicht, daß wir gleich werden müssen. Gleiche treffen sich immer nur auf dem „Fußboden“ – nivellieren sich ausschließlich nach unten. Und deshalb möchten wir auch nicht durch Zuwanderung aus völlig kulturfremden Gebieten „mehr“ werden.  „Kulturfremd“ kann man nicht wachsen, kulturfremd kann man nur untergehen. Multikulti beschreibt keine Lösung, sondern die Selbstaufgabe.

Also Rußland statt der USA? 

Zoz: Wieder nein! Eine Hinwendung zu Rußland bedeutet nicht, daß wir uns von den Vereinigten Staaten abwenden sollen! Es bereitet mir ehrlich gesagt geradezu Vergnügen, zu sehen, wie Präsident Trump unseren Politversagern vormacht, wie man ein Land vor einer Migranteninvasion sehr wohl schützen kann. Oder wie es eben doch möglich ist, aus dem Pariser Abkommen und aus der UNESCO auszutreten. Spätestens seit dem Migrationspakt könnte ich auf diese Art von Vereinten Nationen ebenfalls gut verzichten – es ist genau wie bei EU-„Europa“: Gute Idee bei miserabelster Ausführung. So, nun fehlt aber noch das Wichtigste.

Nämlich? 

Zoz: Ohne Kinder keine Zukunft! 






Prof. Dr. Henning Zoz, der Nanotechnologe, Erfinder und Unternehmer ist Professor an der Nationalen Polytechnischen Hochschule von Mexiko-Stadt. 1990 gründete er mit der Zoz GmbH in Hünsborn im Sauerland ein mittlerweile vom Bundesministerium für Wirtschaft gefördertes Forschungs- und Entwicklungsunternehmen für sogenannten Hochgeschwindigkeits-Mühlen und nanostrukturierte Werkstoffe. Seit November 2017 ist Henning Zoz, geboren 1964 in Siegen, Mitglied der AfD. Im März wurde er zudem ins Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung berufen. 

 www.henningzoz.de

Foto: Firmenchef Zoz: „Wir müssen das ineffektive Modell des Kindergelds abschaffen und durch das völlig neue Konzept eines Kinderbegrüßungsgelds ersetzen“

 

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